Zucht und Ausbildung von Camargue-Pferden

in der traditionellen Reitweise

der Gardians


*

REITEN IN SEINER SCHÖNSTEN FORM

Ein Handbuch für Freizeitreiter und die Freunde der "Working Equitation"

am Beispiel der authentischen Arbeitsreitweise der Gardians mit ihren Camargue-Pferden 


Die Philosophie einer Arbeitsreitweise 


 Copyright ©  2015 by Bernhard F. Franke   

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Das Signalreiten und die authentische Arbeitsreitweise der Gardians

 Einführung in die Philosophie aller Arbeitsreitweisen am Beispiel der traditionellen Reitweise der Stierhirten aus der Camargue

von Bernhard F. Franke

Die folgenden Ausführungen sind meiner lieben Frau Irena gewidmet, die ebenfalls in einem fortgeschrittenen Alter sich der Reitweise der Gardians zugewandt hat. Als Reitanfängerin und Seiteneinsteigerin hat sie dabei die Philosophie und Theorie dieser Reitweise ohne große Probleme umgesetzt.

Ein Leitfaden für Anfänger oder Seiteneinsteiger und alle diejenigen, welche diese entspannte Signalreitweise  kennen lernen möchten.


Leider wird in Deutschland nur in einer relativ  kleinen Gruppe der Freunde des Camargue-Pferdes   hingebungsvoll und traditionsbewusst die besondere und noch heute praktizierte Arbeitsreitweise der Gardians gepflegt.

Die nachfolgenden Ausführungen  sollen daher als Leitfaden dienen, die Ausbildung von jungen Camargue-Pferden problemlos und mit leichter Hand vorzunehmen, ohne „professionelle“ Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.  Auch soll  damit insbesondere ein Ansporn gegeben werden für sogenannte Seiteneinsteiger, also Reiter, die erst in fortgeschrittenem Alter mit der Reiterei und dem Umgang mit Pferden beginnen. Ebenfalls  soll damit erreicht werden, dass die "Gardian-Reitweise" sowohl als Freizeitreitweise wie auch als Turnierdisziplin außerhalb des Ursprungsgebietes angemessene Beachtung findet. In der Camargue selbst wird diese Reitweise seit vielen Genarationen auch mit unterschiedlichen Nuancen gepflegt. Die Grundphilosophie ist jedoch bei allen Gardians weitgehendst identisch, so dass ich darauf verzichte, auf diese kleinen Unterschiede hier zunächst näher einzugehen.

Als Spätberufener oder Seiteneinsteiger bin ich erst im Lebensalter von 50 Jahren in den Freizeitsport „Reiten“ eingestiegen. Wenn auch das Interesse am Reitsport und die Liebe zu Pferden bereits in jungen Jahren ansatzweise vorhanden war, so habe ich als „Anfänger“ eine  Erfahrung durchgemacht, die  mich zunächst von diesem schönen   Freizeitsport abgehalten hat. Gerade junge Menschen, Kinder und Jugendliche oder auch Erwachsene, die keinerlei Vorerfahrung mitbringen, machen oft ähnliche negative Erfahrungen, wie ich sie in meiner Jugend erlebt habe. Mangelndes Einfühlungsvermögen der Ausbilder, die Fähigkeiten und Kenntnisse der Schüler voraussetzen, welche nicht vorhanden sind, führen zu negativen Erfahrungen beim Umgang mit Pferden und damit zur Frustration und letztendlich Aufgabe des Interesses.

Meine Hilfestellung soll daher insbesondere  für  jugendliche Anfänger und für erwachsene Seiteneinsteiger  eine Grundlage darstellen.

Allerdings kann es auch für Reiterinnen und Reiter mit Reiterfahrung hilfreich sein, einmal Reiten aus der Sicht der Gebrauchsreiterei neu zu überdenken und auch die eine oder andere Erkenntnis in den eigenen Reitstil zu übernehmen. Am Ende zählt nur der Erfolg der Ausbildung von Pferd und Reiter. Die Wege dorthin können beschwerlich sein, sie können jedoch auch problemlos und leicht sein, wenn man die „Philosophie“ der Arbeitsreitweise richtig interpretiert und für die Ausbildung nutzt.

Alle Ausführungen zum Thema Arbeitsreitsweise der Gardians und Ausbildung von Camargue-Pferden basieren auf meinen eigenen Erfahrungen und auf Erfahrungen von Züchterkollegen, ambitionierten Reitern der „Camargue-Szene“ und der Philisophie, die sich aus der Tradition der Gardians, den südfranzösischen Stierhirten und den Freizeitreitern der Camargue herleitet.

Ebenso sollen auch Reiterinnen und Reiter, die in ihrer bisherigen Reitweise nicht die Erfüllung ihrer Reiterträume finden, mit diesen Ausführungen angesprochen werden.
Die „Philosophie“ der Camarguereitweise kann allerdings nicht bedingungslos auf andere Pferderassen umgesetzt werden, denn diese Philosophie ist eng verbunden mit  den rassetypischen Merkmalen der Camargue-Pferde und einer mentalen Einstellung zu dieser einzigartigen Tradition der Camargue,
dem Lebensstil der Camargue, den Stieren, der Flora und Fauna und den Menschen die dort in der Camargue und der Provence leben. Alles dies muß man lieben und schätzen, um die Philosphie rund um das Camargue-Pferd zu verstehen.

Die Gardian-Reitweise und ihre besondere Charakteristik

Bei der Gardian-Reitweise handelt es sich um eine der traditionellen  Arbeitsreitweisen, die ihren Ursprung auf die Arbeit der "Gardians" - den Rinderhirten der Camargue - zurückführt. Bei der Arbeit mit den kleinen, aber sehr schnellen und gefährlichen "schwarzen Stieren" der Camargue, welche dort noch heute halbwild auf sehr großen Flächen gehalten werden, muss der Gardian sein Pferd stets hundertprozentig unter Kontrolle haben, um seine Arbeit unfallfrei und kräftesparend zu bewältigen. Hier war und ist also ein unerschrockenes Pferd mit verlässlichem Charakter und die entsprechende Ausbildung erforderlich.

„Die Gardianreitweise ist eine Arbeitsreitweise und keine Turnierdisziplin“ ! Obwohl in dieser „Reitweise“ auch Turniere ausgerichtet werden, ist die Gardianreitweise eine authentische und praxisorientierte Reitweise, die heute noch von Stierzüchtern aber auch in der Mehrzahl von Freizeitreitern und „Gelegenheitsgardians“ mit ihren Camargue-Pferden ausgeübt wird.

Die Gardian-Reitweise hat sich daher im Verlaufe der Jahrhunderte zu einer auf absoluter Sicherheit und Verlässlichkeit beruhenden Arbeitsreitweise entwickelt. Diese ist untrenntbar mit den in der Camargue lebenden weißen Camargue-Pferden verbunden. So werden die Camargue-Pferde dort im Verlaufe ihrer Ausbildung auf leichteste Hilfen trainiert, wobei es sowohl  für die Reiter wie auch für die Pferde auf  ein kräfteschonendes Zusammenspiel ankommt. Daher wird bei der Ausbildung  sehr auf eine sensible Hilfengebung  geachtet. Die Arbeitsreitweise der Gardians ist eine reine "Signal"-Reitweise, in dem die Hilfen als Impulshilfe nach dem Eintreten des gewünschten Richtungs- oder Tempowechsels sofort wieder zurückgenommen werden, so dass auch das Pferd schließlich ein Erfolgserlebnis unmittelbar verspürt.

Auch die Hilfengebung durch Stimme und Laute des Reiters sind ein wesentlicher Bestandteil dieser tradtionellen Reitweise. Es empfiehlt sich daher, eine Ausbildung in der "Gardian-Reitweise" auch konsequent mit dieser Hilfengebung zu verbinden. Damit wird es jedem Camargue-Reiter erleichtert, ein in der "Gardian-Reitweise" ausgebildetes Pferd mittels dieser traditionellen Stimm- und Lautgebung besser zu beherschen. Auch wenn ein Reiter  die französische Sprache nicht oder nur unzureichend beherscht, ist zu empfehlen, die Kommandos in der traditionellen Weise als Hilfengebung einzusetzen.

Die "Belohnungsstrategie"

Die Gardian-Reitweise ist, wie alle anderen Arbeitsreitweisen auch und wie bereits erwähnt,  eine reine Signalreitweise. Die bedeutet, dass der Reiter dem Pferd lediglich dann eine Impulshilfe (also ein Signal) gibt, wenn das Pferd eine Änderung seines Bewegungsablaufes vornehmen soll. Wenn diese Änderung eingetreten ist, verzichtet der Reiter auf weitere Hilfen, so dass sowohl Pferd wie auch Reiter wieder völlig entspannt sind. Diese Signalreitweise ist äußerst effektiv, denn sie fördert die Aufmerksamkeit des Pferdes auf die jeweiligen Hilfen, ohne es ständig unter Anspannung zu halten. Durch das zurücknehmen der Hilfen nach Eintritt des Erfolges wird das Pferd entsprechend "belohnt", wenn es den Hilfen gefolgt ist.

Weiteres hierzu im folgenden unter :

" Signalreitweise".

Historische Entwicklung der Arbeitsreitweisen

Die historische Entwicklung der Arbeitsreitweisen wird in einem Beitrag der Zeitschrift "Cavallo" wie folgt dargestellt:

Die lieben Verwandten - Reitweisen gestern und heute

Wie Sie in diesem Beitrag erkennen, zählt die Gardian-Reitweise zu den Ursprüngen der anderen und neueren Arbeitsreitweisen.

Der Bezug zum Menschen.

Obwohl das Camargue-Pferd seinen Ursprung unmittelbar auf Wildpferde zurückführt, ist es nicht scheu oder gegenüber dem Menschen abweisend.


Es wird auch oft behauptet, ein Camargue-Pferd dulde nur  e i n e n  Reiter oder  e i n e  Reiterin. Dies triftt nicht zu. Das Gegenteil ist der Fall. Camargue-Pferde sind sehr menschenbezogen und zutraulich, auch wenn sie in Herdenhaltung sozusagen "halbwild" gehalten werden. Immer wieder kann man beobachten, dass diese Pferde aufgrund ihrer Neugier die Nähe des Menschen suchen. Auch in der größeren Herde sind sie umgänglich und gelassen, denn sie haben  das "soziale" Verhalten in der Herde kennen gelernt und reagieren daher entsprechend verlässlich.

Selbstverständlich bilden  e i n  Reiter oder  e i n e  Reiterin mit  i h r e m  Camargue-Pferd immer ein besser eingespieltes Team, als dies bei wechselnden Reitern der Fall ist.  Kinder und Jugendliche sollten daher insbesondere auf einen konsequenten Umgang mit einem Camargue-Pferd vorbereitet werden. Auch die Reitweise der Gardians sollte als Arbeitsreitweise sensibel und konsequent ausgeübt werden, wenn das Camargue-Pferd seine großartigen Stärken beibehalten soll.

Die Grundausbildung eines Camargue-Pferdes.

Die Grundausbildung, d. h. das „Zureiten“ eines Camargue-Pferdes wird in der Camargue im Alter von zweieinhalb bis drei Jahren begonnen Obwohl Camargue-Pferde Spätentwickler sind und sie sicher erst mit 4 bis 5 Jahren voll belastet werden sollten, ist es Tradition und üblich, Camargue-Pferde mit zweieinhalb Jahren leicht anzureiten. Auch die Tatsache, dass bei den Hengstvorstellungen in der Camargue
die Hengste "unter dem Sattel" mit drei Jahren vorgestellt werden müssen, zwingt die Gardians, ihre Hengste bereits relativ früh anzureiten, um sie entsprechend präsentieren zu können. Im allgemeinen handelt es sich dabei jedoch nicht um allzu schwere Reiter
,  so dass die Belastung dieser jungen Pferde durchaus zu vertreten ist,  zumal das erste Einreiten in kurzer Zeit und ohne sehr große Ausdauer erfolgt.

Es ist jedoch durchaus auch zu empfehlen, das Einreiten etwas später vorzunehmen, also im Alter von drei bis maximal vier Jahren, wenn mit einer intensiven Bodenarbeit das Pferd hierauf vorbereitet wird.  Insbesondere sollte das Fohlen und Jungpferd immer wieder von Zeit zu Zeit an das Anhalftern, das Führen und das Hufaufnehmen und den Umgang mit dem Menschen gewöhnt werden, da das Camargue-Pferd nicht als "Stall-Pferd" gehalten werden sollte und demgemäß ein täglicher "Umgang" mit dem Pferd nicht erforderlich und üblich ist.  Diese Übungen sollen daher die spätere weitere Ausbildung erleichtern.

Unsere Pferde werden auch hier "grundausgebildet"

Auf dem Rheinberger Hof bei Ramona Vierheller erhalten  auch Camargue-Pferde eine solide und sensible Grundausbildung. Näheres hierüber unter

http://rheinberger-hof.de/

Ein weiterer Ausbildungsbetrieb in Hünxe (Nordrhein-Westfalen), bekannt bei Gangpferdefreunden,  führt ebenfalls erfolgreich eine  Grundausbildung (Anreiten) von Camargue-Pferden durch. Die Familie Vierhaus ist daher allen denjenigen zu empfehlen, die sich eine Grundausbildung eines jungen Pferdse nicht zutrauen. Hier der Link zu

Gangpferde Vierhaus

Camarguepferde sollten jedoch im weiteren Verlauf der Ausbildung bevorzugt in der "Gardian-Reitweise" ausgebildet werden, denn nur dann können sie ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten voll zur Geltung bringen! Die Reitweise der Gardians macht sich im übrigen die natürlichen Reaktionen und Bewegungsabläufe der Pferde zu eigen. So weicht ein Pferd generell zunächst einmal einem Druckimpuls aus, d. h., bei entsprechender Gewichtsverlagerung reagiert das Pferd auf nutürliche Weise, in dem es dem Druckimpuls ausweicht und z. B. bei Gewichtsverlagerung des Reiters nach hinten in eine Vorwärtsbewegung "ausweicht"!

Die Reitweise der Gardians ist eine reine "Signalreitweise", wie auch bei allen anderen Arbeitsreitweisen (Working Equitation)! Siehe auch unter "Signalreiten".

Die traditionelle Zäumung des Camargue-Pferdes.

Die traditionelle Zäumung des Camargue-Pferdes in Verbindung mit dem Sattel der Stierhirten ist auf eine lange Erfahrung in der Arbeitsreitweise der südfranzösischen Stierhirten zurückzuführen.

Die Zäumung des Camargue-Pferdes besteht aus einem Kopfstück mit der original Camargue-Kandare, dem stehenden Martingal sowie dem Cavecon, einem Kappzaum, der ausschließlich in der Ausbildungsphase eingesetzt wird. Sporen sind bei dieser Arbeitsreitweise der Gardians eher unüblich und werden in der täglichen Arbeit nur ausnahmsweise eingesetzt.

Ein gut ausgebildetes Camargue-Pferd wird  schließlich mit der Camargue-Kandare ohne "bewegliche Schenkel" und ohne "gebrochene Stange" geritten. Die Gardian-Reitweise mit geringst notwendigen Hilfen erfordert eine nur geringe, fast unmerkliche Zügelanlehnung. Somit muss das Gebiß des Pferdes auch ohne Zügelanlehnung ruhig im Pferdemaul liegen. Dies ist nur mit der Camargue-Kandare ohne bewegliche Schenkel und ohne gebrochene Stange möglich.

Um die einhändige Arbeitsreitweise der Gardians zu ermöglichen, müssen junge Pferde selbstverständlich entsprechend ausgebildet werden. Dies geschieht mit dem "Cavecon" einem in der Camargue entwickelten Kappzaum.

Das elementare Mißverständnis mit dem Caveçon und der Kandare.

Bei der traditionellen Reitweise der Cardians wird das Camargue-Pferd „auf vier Zügeln“ eingeritten,  d. h., man benutzt zusätzlich zur traditionellen
Camargue-Kandare das sogenannte „cavecon“ einen aus einer Art Fahrradkette bestehenden Kappzaum.

Dies insbesondere deshalb, weil das Camargue-Pferd nach Beendigung der Ausbildung nur einhändig und mit leichtesten Hilfen zu reiten ist. Der Begriff "caveçon" wurde aus dem spanischen Wort "cabezon" übernommen, welches wiederum seinen Ursprung aus dem lateinischen "capitus" (Kopf) herleitet.

Das elementare Missverständnis mit dem Kappzaum aus der Camargue, der auch als "französischer Kappzaum" bezeichnet wird, besteht darin, dass dieses "Ausbildungsinstrument"! in der "Englischen Reitweise" und er Sportreiterei weitgehend in Vergessenheit geraten ist, denn dort wird die Kopfstellung des Pferdes auch nach der Ausbildung noch wesentlich durch die beidhändige Zügelführung beeinflusst. Bei einer Arbeitsreitweise soll das Pferd jedoch nach der Ausbildung nur einhändig mit geringster Zügelhilfe geritten werden.

Wenn man ein Caveçon auf der Pferdenase sieht, ist man als „Nichtwissender“ erschrocken und vielleicht auch empört, dass der Reiter „dieses“ seinem Pferd antut. Und hier ist bereits die Grundlage des allgemeinen Irrtums geboren.

Das Cavecon  ist  vielmehr ein hervorragendes Hilfsmittel zur  s c h o n e n d e n  Ausbildung junger Pferde, welches  nicht nur eine leichte Hand des Reiters erfordert.  Somit wird auch der Reiter oder die Reiterin  bereits bei der Ausbildung gezwungen, sich eine „leichte“ Hand anzugewöhnen. Nur die beiden kleinen  Finger der Hände sind erforderlich, um ein in Ausbildung befindliches  Camargue-Pferd korrekt mit einem Cavecon zu reiten und die Kopfstellung des Pferdes zu beeinflussen, ohne eine Einwirkung auf das Gebiss vorzunehmen!

Leider werden immer wieder  "Horrorgeschichten" von „atemeinengender“ oder „verletzungsbedingter“ Qual angeführt, um eine Ablehnung dieses bewährten und  das Pferdemaul schonenden Ausbildungsinstruments zu begründen. Diese Hororgeschichten sind  mit Sicherheit nicht geeignet, eine sachliche Debatte um ein korrektes Verständnis der Wirkungsweise des Cavecons zu führen. Die meisten Verletzungen durch das nicht gepolsterte oder auch gepolsterte Cavecon entstehen durch unsachgemäße Handhabung insbesondere durch das Anbinden und Führen der Pferde mit dem Cavecon. Das Pferd sollte daher n i e m a l s mit einem Cavecon angebunden werden. Auch beim Longieren mit einem Cavecon ist eine besondere Vorsicht geboten. Das Longieren mit einem Cavecon  sollte nur von einem erfahrenen Ausbilder durchgeführt werden und wenn das Pferd zuvor schon mehrfach nur mit „Stimme“ und/oder mit Halfter longiert wurde! Ebenfalls ist das Longieren mit Gebisszäumung abzulehnen, denn die Einwirkungen auf das Pferdemaul sind hier indifferenziert und nicht hilfreich. Die Einwirkungen beim Longieren mit Gebisszäumung führt dazu, dass das Pferdemaul wesentlich an Sensibilität verliert.

Im Gegensatz zu einer Kandarenzäumung mit Unterlegtrense hat die traditionelle "Camargue-Zäumung" den Vorteil, dass die Hilfe für die "Kopfstellung" des Pferdes ausschließlich über den Nasenrücken  vorgenommen  und damit das empfindliche Maul des Pferdes absolut geschont wird. Die Hilfestellung über die Nase des Pferdes bietet darüberhinaus den Vorteil, dass die Hilfe sehr leicht  angenommen und  vom  Pferd eindeutig wahrgenommen wird. Nach vollständiger Ausbildung des Camargue-Pferdes wird schließlich bei den seitlichen Hilfen keinerlei Einwirkung auf das Gebiss und damit auf das empfindliche Pferdemaul mehr vorgenommen.

Eine Hilfszäumung, ähnlich dem heute bekannten Kappzaum, wurde bereits im Altertum verwendet. Auch war der Kappzaum in der Renaissance in ganz Europa das gebräuchliche Ausbildungsinstrument der damals gepflegten "hohen Schule" der Reiterei. Auch François Robichon de la Guérinière (* 1688; † 1751) empfahl einen Kappzaum als bewährtes Hilfsmittel, wobei sicher bereits eine Kette benutzt wurde, auch wenn sie noch nicht dem heute gebräuchlichen Cavecon vollständig entsprach. Erst mit dem Aufkommen der sogenannten "englischen Reitweise" verlor der Kappzaum als Ausbildungsinstrument weitgehendst seine Bedeutung. In den traditionellen Arbeitsreitweisen in Frankreich, Spanien und Portugal hat der Kappzaum jedoch niemals seine Bedeutung verloren, denn dort mussten die Pferde immer auf einhändige Arbeitsreitweise ausgebildet werden. Um dies zu erreichen, ist das Cavecon oder ein anderer gebräuchlicher Kappzaum unerlässlich. Allerdings wirken alle anderen Kappzäume ebenso wie die spanische Seretta nur mit einem stärken Druck bzw. Zug des Reiters, so dass dieser notwendiger Weise auch eine "stärke Hand" erlangt. Bei dem wie vor beschrieben Cavecon ist dies insbesondere bei ungepolsterter Ausführung nicht der Fall. Hier genügt ein Impuls mit dem kleinen Finger einer Hand, um das "Signal" der Hilfe einzuleiten.

Sadko Solinski schrieb u. a. zum Thema "Guériniére" : "Für La Guérinière gehörten somit der Hohlsattel, der Kappzaum und die Kandare, die einhändige Zügelführung, der absolut lockere, offene Sitz und der vertikale Schenkelrahmen ebenso selbstverständlich zur gymnastizierenden Pferdeausbildung, wie diese Markenzeichen des guten Reitens unter Kampfstierhirten und Freizeitreitern in Südfrankreich, Spanien und Portugal heute immer noch eine unntrennbare Einheit bilden." Weiter schreibt Solinski:

„WIE RITT FRANCOIS ROBICHON DE LA GUERINIERE?
Früher oder später wurde .. die „Ecole de Cavalerie“ auch in die meisten europäischen Sprachen übersetzt. Leider erwiesen sich aber die Übersetzer oft als reiterlich nicht beschlagen genug, um La Guérinières Erkenntnisse richtig zu verstehen.. und daher vom Übersetzer offensichtlich völlig ignoriert wurden...“

Siehe hierzu auch das Angebot und die Ausführungen unter

www.loucabassoun.de/6.htm

Es ist ebenfalls ein häufiger Irrglaube, ein Gebiss mit gebrochener Stange sei weniger "scharf", als ein Gebiss mit durchgehender Stange. Das Gegenteil ist der Fall! Gebrochene Gebisse wirken im Pferdemaul wie ein "Nussknacker" und machen das Pferdemaul häufig stumpf und gefühllos, zumal sie bei den anderen Reitweisen unter andauernder - also permanenter - beidhändiger Einwirkung stehen.

Die anderen in vielfältigen Ausführungen existierenden Gebisse mit "gebrochener Stange", die sämtlich wie ein "Nussknacker" im Pferdemaul wirken (siehe Wikipedia-Trense), sind jedenfalls nicht geeignet, ein sensibles Pferdemaul zu erhalten. Nach neuerer  Untersuchung durch Röntgenbilder soll dies angeblich jedoch nicht der Fall sein. Diese Feststellung muss allerdings nachdrücklich bezweifelt werden, da hier ein schlüssiger wissenschaftlicher Beweis  nicht erbracht ist.

Darüberhinaus sind Trensengebisse als Hilfe für die Kopfstellung des Pferdes nicht geeignet, da bei einem Annehmen der Zügel mit beiden Händen der Reiter nicht richtungsweisend auf die Kopfstellung des Pferdes einwirken kann, ohne mehr oder weniger die Einwirkung im Pferdemaul zu erzeugen, so dass im Verlaufe der Zeit eine Abstumpfung der Sensibilität gegeben ist. Wikipedia stellt daher unter "Kandare" zutreffend auch folgendes fest: " Die Kandare ist entwickelt worden, um eine gegenüber der Trense vermehrte und verfeinerte Einwirkung auf das Pferd zu ermöglichen, vor allem bei einhändiger Zügelführung".

Es muss allerdings auch klar festgestellt werden, dass ein Cavecon und eine Kandare nicht in die Hände eines eingefleischten „Englischreiters“ gehören. Auch nicht in die Hände von Leuten, die glauben, man könne ein Pferd „beherrschen“, in dem man kraftvoll an den Zügeln zieht und sich vielleicht auch noch daran festhält.

Ein Ausbildungsinstrument wie das Cavecon gehört daher nur in feinfühlige Hände sensibler Reiterinnen und Reiter, die  den Sinn und die Wirkungsweise dieses Ausbildungsinstrumentes erkannt haben und daher wissen, wie man damit umzugehen hat. Gerade in unserer heutigen Zeit, in welcher der Tierschutz und der sensible Umgang mit unserem "Partner Pferd" allgemein einen hohen Stellenwert hat, sind allerdins auch die vielen Freizeitreiter durchaus in der Lage, dieses Ausbildungsinstrument zum Wohle des Pferdemauls einzusetzen.

Und gerade deshalb, weil der gute Camargue-Reiter sein Pferd mit leichtesten Hilfen reiten will, ist es wichtig, dass der Reiter ebenso sensibel ist, wie sein von Natur aus  sensibles und besonders im Maulbereich empfindliches Pferd.

Das Missverständniss über die Wirkungsweise des Caveçon

An einem Pferdekopfskelett wird auch sehr schnell verständlich, warum der südfranzösische Kappzaum, das "Caveçon" mit seiner Gliederkette und den Spitzen bei sachgemäßer Anwendung keinen Druck auf den Knochen und das Gewebe der Pferdenase ausüben soll, da insbesondere im vorderen Bereich der Nase des Pferde  bekanntlich der Knochen sehr dünn ist und im unteren Bereich zu den Nüstern  überhaupt kein Knochenbau vorhanden ist. Daher ist die Nase des Pferdes sehr druckempfindlich, wenn ein fester Druck auf das Gewebe ausgeübt wird. Um eine Wirkung der Zügelhilfe mit dem Cavecon zu erreichen, muss jedoch der Cavecon-Zügel nur mit "leichtem" Zug über den kleinen Finger einer Hand zu einem "Impuls" auf der Pferdenase gebracht werden. Dieser Impuls auf die Haut des Pferdes genügt bereits, um die gewünschte Hilfe zu erreichen, - im Gegensatz zu allen anderen Kappzäumen, bei denen der Wirkungsgrad tatsächlich nur über den mehr oder weniger starken Druck/Zug erreicht wird. Es ist daher auch nicht sinnvoll, die Kette des Caveçon abzupolstern, da damit die Wirkung des "leichten Impulses" aufgehoben wird.

Leider wird häufig von "Unwissenden" behauptet, der Einsatz des Caveçon sei eine schmerzhafte Belastung oder stelle gar eine Gefahr  für Verletzungen des Pferdes dar. Dieser Auffassung kann  entschieden wie folgt mit einem Zitat von "Guérinière" entgegnet werden:

"Geduld ist eines der Geheimnisse bei der Pferdeausbildung. Es ist wahr, dass Geduld ohne Wissen niemals erfolgreich sein wird, ebenso wie Wissen ohne Geduld selten zum Erfolg führt."

Dieses schreibt François Robichon de la Guérinière, einer der großen alten Rittmeister. Leider wird diese These auch heute noch allzu oft missachtet. Daher ist eine Aufklärung in Sachen Cavecon so wichtig und sollte auch diejenigen interessieren, die dieses "Ausbildungsinstrument" zwar nicht selbst einsetzen möchten, aber die Wirkungsweise kennen sollten, wenn sie sich mit dem Thema "Pferdeausbildung in einer Arbeitsreitweise" befassen. Schließlich ist die "Panikmache" wegen des unsachgemäßen Einsatzes des Cavecon nicht angebracht, denn auch mit einem Hufmesser kann man einen Mord begehen oder sich die Pulsadern aufschneiden"! Ich glaube jedoch nicht, dass so viele Reiter wirklich so lernunfähig und ungeschickt sind, wie es oft behauptet wird.

Verletzungen der Pferdenase durch ein Cavecon, welche auch im Ursprungsgebiet manchmal bei Pferden zu beobachten sind, rühren erfahrungsgemäss in der überwiedenden Zahl der Fälle von einem falschen Anbinden  und Longieren des Pferdes mit dem Cavecon. Es sollte also generall darauf geachtet werden, dass ein Pferd  n i e m a l s  mit dem Cavecon-Zügel angebunden wird. Auch das Longieren mit Cavecon sollte nur mit größter Vorsicht und durch einen erfahrenen Ausbilder vorgenommen werden. Ebenso wie beim  Führen des Pferdes sollte hier lieber nur ein einfaches Halfter verwendet werden.

Junge Camargue-Pferde in der Ausbildung sollten aber so lange mit Cavecon geritten werden, bis sie die Hilfe mit der "Zügelanlehnung am Hals begriffen" haben, sie also diese Impulshilfe vom Reiter annehmen. Auch danach ist es noch hilfreich, ab und an das Cavecon zur "Auffrischung" zu benutzen oder auch nur zur eigenen Sicherheit und Kontrolle  zu verwenden. Man hüte sich jedoch davor, die Zügel der Kandare zu benutzen, um die Kopfstellung des Pferdes zu beeinflussen!

Die Hilfen über die Nase

Das mit dem Druck und dem Impuls ist so eine nicht immer leicht zu verstehende Sache! Der Impuls soll kurz und deutlich aber aber auch fein und mit "leichter" Hand (zwei Finger) geführt sein! Eine "breite" oder gar gepolsterte Auflage steht dem im Grunde entgegen. Beispiel: Drücke Dein Pferd mit flacher Hand zur Seite! Es wird auf diesen sanften Impuls wohl kaum reagieren! Drücke mit einem Finger kurz und kräftig (tut Deinem Pferd bestimmt nicht weh!!!) und Dein Pferd wird reagieren. Ähnlich ist es bei der Hilfe durch Kappzäume oder ein Sidepull. Je weicher die Auflage, je undeutlicher das Signal! Siehe auch unter "Signalreiten".

Die "gewaltfreie" Ausbildung ist nicht ganz neu

Antoine de la Baume Pluvinel (* 1555; † 1620)  lehrte als erster der alten historischen Reitlehrer die gewaltlose Ausbildung des Pferdes. Heute erfährt die gewaltlose Ausbildung gewissermaßen eine "Renaissance" und es wird  wieder die Ausbildung mit einem Kappzaum verbreitet vorgenommen.  Der heute  verwendete "Pluvinel-Kappzaum" ist jedoch nur bedingt für eine gewaltfreie Ausbildung geeignet, ist bei ihm doch die "Signalwirkung" nicht in ausreichendem Maße gegeben.  Ob der damals von Pluvinel verwendete Kappzaum dem heutigen - nur aus einem breiten Lederband bestehenden - Kappzaum entspricht, mag einmal dahingestellt bleiben. Vermutlich verwendete Pluvinel ebenfalls eine Kette, die sich dem Pferdekopf anatomisch anpassen kann. Genaue Zeichnungen über das verwendete Ausbildungsinstrument von Pluvinel sind leider nicht bekannt. Laut Pluvinel soll die Einwirkung jedoch nicht nur die Kopfstellung über die Nase des Pferdes beeinflussen, sondern auch auf den Hals bzw. das Genick des Pferdes wirken. Ob dies „gewaltfrei“ mit mehr oder weniger starkem Zug/Druck erreicht wird, darf bezweifelt werden. Hier sollte man Schule von   Guérinière  vorziehen. "Zu Zeiten von de la Guérinière wurde einhändig auf blanker Kandare geritten und das Pferd hatte in Selbsthaltung zu gehen - bei Freiheit auf Ehrenwort. Bei dieser Art der Reiterei hängt der Zügel optisch durch und dennoch verliert der Reiter nicht den Kontakt zum Pferd"- So wird dies in einem sehr informativen Beitrag beschrieben. Weiteres hierzu ist in dem nachfolgenden Link zum Beitrag nachzulesen:

Pferde gesund bewegen

Gebissloses Reiten

Wenn ein Pferd "gebisslos" geritten werden soll, ist zunächst die Ausbildung genau so vorzunehmen, wie sie in der Gardian-Reitweise erfolgt. Die Zäumung ist dabei zunächst einmal  nicht ausschlaggebend. Vielmehr sollte das Pfverd gerade auch hierbei ausschließlich "auf Impuls" geritten werden. Siehe hierzug das "Signing" in der Signalreitweise. Bevor man hierbei jedoch mit den unterschiedlichsten Zäumungen beginnt, sollte man ein einfaches Knotenhalfter einsetzen, denn damit ist eine Signalwirkung deutlich und  "gewaltfrei"  zu erzielen. Soll die Ausbildung ohne Cavecon aber  mit Kandare oder einem andren Gebiss erfolgen, kann man auch die „4. Zügel“ einfach in die seitlichen Ringe eines Kopfstückes einhängen, um die Wirkung eines Pluvinel-Kappzaums zu erzielen, denn der Nasenriemen wirkt dann genau so wie dieser Kappzaum.

Das "Cavecon" der Gardians ist für eine "gewaltfreie"  Ausbildung in der Signalreitweise jedoch sicher am besten geeignet, eine "Signalwirkung mit leichter Hand" zu erreichen.

Siehe hierzu auch unter "Das elementare Missverständnis mit dem Cevecon und der Kandare"!

Reiten ohne Sattel

Das Reiten ohne Sattel erfordert eine sichere Balance und viel Übung, um dies gefahrlos auszuüben. Aber auch bei sehr sportlichen Reitern ist ein Reiten ohne Sattel selbstverständlich immer gefahrvoller als das Reiten mit Sattel. Insbesondere bei Ausritten und in Gruppen oder bei der Arbeit kann ein Reiten ohne Sattel daher keinesfalls empfohlen werden. Zum  "Reiten an der Longe" ist dieses jedoch hilfreich, die Fähigkeit einer guten Balance des Reiters zu üben. Das Reiten ohne Sattel fördert die Balance und zwingt zu einem tiefen Sitz - Voraussetzung für das spätere Reiten mit Sattel ist aber immer die mentale Einstellung zur Sitzposition.


Die Zügelführung mit der Kandare.


Über die Zügelführung mit der Kandare wird immer wieder viel diskutiert und es werden Fragen aufgeworfen, die auf Unkenntnis der Einwirkung einer Kandare auf das Pferdemaul schließen lassen. Hier also erneut eine Klärung und Hilfestellung:

Die Zügelführung einer  Kandare darf nicht wie die Zügelführung einer Wassertrense erfolgen. Also  n i c h t  durch ständiges Einwirken auf das Pferdemaul. Die Kandare ist eine "Impulshilfe", die nur mit kurzem Impuls auf das Pfedemaul einwirken soll. In der Arbeitsreitweise der Gardians wird dabei die Kandare ausschließlich für die Tempi-Regulierung eingesetzt! Eine Hilfe für die Kopfstellung des Pferdes erfolgt dabei ausschließlich über das Cavecon mit den zusätzlichen beiden Cavecon-Zügeln (während der Ausbildung) und durch das Anlehnen der Zügel am Pferdehals sowie den zusätzlichen/gleichzeitigen Gewichts- bzw. Schenkelhilfen. Nach der Ausbildung soll das Camargue-Pferd schließlich einhändig ohne zusätzliches Cavecon geritten werden.

Bei der original "Camargue-Kandare" sind die Schenkel, also die Aufzüge des Kandarengebisses, feststehend, also  n i c h t  beweglich! Dies hat auch seinen besonderen Grund. Ein in den Schenkeln bewegliches Gebiss kann  o h n e  Anlehung, also ohne Annehmen der Zügel  nicht  r u h i g  im Pferdemaul liegen. Ein Gebiss mit beweglichen Schenkeln oder/und mit gebrochener Stange, muss immer mit Anlehnung geritten werden! Also haben die Gardians in der Camargue eine Kandare mit "feststehenden" Schenkeln und durchgehender (ungebrochener) Stange entwickelt. Diese weist im übrigen eine Stärke von ca. 10-12 mm aus, so dass sie im Pferdemaul und an den Maulspalten auch keine scharfe Einwirkung zeigt.

Die original Camargue-Kandare der Gardians

Die original Kandare der Gardians ist aus "rostendem" Eisen gefertigt und hat keine "gebrochene" Stange sowie keine "beweglichen" Schenkel. Alle diese drei Merkmale sind gewollt und zeichnen die original Camargue-Kandare aus. Folgende Punkte sind dabei von besonderer Bedeutung:

1. Das rostende Eisen - früher gab es noch kein Edelstahl (INOX) - führt im Pferdemaul zu einem angenehmen Geschmack. Das rostende Eisen hat einen leicht süßlichen Geschmack. Es ist daher jedem anderen Material (INOX, Chrom, Kupfer oder Messing) vorzuziehen, auch wenn rostendes Eisen vielleicht nicht so "schön" aussieht!

2. Die ungebrochene Stange liegt ruhig im Pferdemaul, so dass das Gebiss auch ohne Zügelanlehnung nicht im Pferdemaul "hin und her wackelt!"! Die für die Zungenfreiheit in der Mitte gebogene Stange ist an den Seiten, also dort, wo die Maulspalte des Pferdemauls empfindlich ist,  in der Regel mindestens 12 mm stark, so dass auch aus diesem Grunde das Pfredemaul  optimal geschont wird. Im Gegensatz zu der Camargue-Kandare sind Western-Kandaren oder auch die spanischen Kandaren durch ihre dünneren Stangen wesentlich schärfer für das Pferdemaul ausgelegt.

3. Die unbeweglichen Schenkel der Kandare sind ebenfalls gewollt. Sie führen  zu einer ruhigen Zügelführung, insbesondere bei geringster Anlehnung der Zügel, wie dies gewünscht wird.

Die Kandare wird sowohl bei der Ausbildung mit Cavecon, wie auch später bei einhändiger Reitweise grundsätzlich nur in absolut leichtester Anlehnung zum Zwecke der Tempiwechsel oder des Durchparierens eingesetzt. Sie ist  generell nicht für die Hilfen der Kopfstellung des Pferdes einzusetzen. Dies geschieht ausschließlich durch die Zügelanlehnung am Hals des Pferdes bzw. mit Hilfe des Cavecons durch leichtes Zupfen und begleitende Gewichts- und Schenkelhilfe..

Gundsätzlich ist festzustellen, dass die original Camargue-Kandare sich durch die traditionelle Praxis bestens bewährt hat, da kein anderes Gebiss bei geringster Zügelanlehnung so ruhig im Pferdemaul liegt.

Was soll mit dem Caveçon erreicht werden?

An dem Cavecon befinden sich drei Ringe. Der mittlere Ring dient zum Einhängen einer Longe, die rechts und links angebrachten Ringe dienen zum Einhängen der Cavecon-Zügel. Diese Zügel bestehen traditionell aus runden Baumwollstricken, in dem typischen schwarz-weiß Muster der Gardians ebenso wie die Longe, deren Strick ebenso wie die Führstricke etwas dicker ist. Die Longe sollte maximal 7 m lang sein, um ein Pferd noch im überschaubaren Abstand zu longieren. Längere Longen machen das „handling“ etwas schwierig und es besteht die Gefahr, den unmittelbaren Kontakt mit dem Pferd zu verlieren.

Beginnen wir mit der Longe- und Bodenarbeit. Das Pferd wird zunächst in der Weise an das Cavecon gewöhnt, in dem man dieses auch ohne Gebiß und Kopfstück dem jungen Pferd anlegt und es mit dem Cavecon führt. Eine gute Übung ist auch, die Caveconzügel einzuhängen und diese zum biegen des Halses einzusetzen. Dies geschieht im Stand und ohne, dass der Reiter auf dem Pferd sitzt. D. h., der Reiter hält die Caveconzügel über dem Hals in beiden Händen in der vorgesehenen Haltung (Zügelbrücke, d. h. linker Zügel über rechte Seite, rechter Zügel über linke Seite!) und erreicht durch leichtes Zupfen an dem linken oder dem rechten Zügel einen Impuls, der auf das Cavecon und damit unmittelbar auf die Nase des Pferdes wirkt.

Die Kette des Cavecon wirkt dabei auf der entgegengesetzten Seite auf die Pferdenase ein, so dass das Pferd den Kopf auf die Zug- bzw. (Zupf)seite biegt.

Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass beide Caveconzügel (Zügelbrücke: Linker Zügel über rechte Seite, rechter Zügel über linke Seite!) zunächst nach oben angehoben und nach vorne (durch ein nach vorne Halten der Hände aus der Grundstellung) verlängert sowie der Zügel auf der anlehnenden Seite über den Hals bzw. Mähnenkamm des Pferdes angelegt wird. Der "zupfende" Zügel muss dabei durch ein "Umgreifen" der Hand an der zupfenden Seite nach außen gehalten wird.

Das Pferd erkennt damit  schnell den Zusammenhang zwischen Anlehnung des Zügels an den Mähnenkamm und die Einwirkung auf der Nase durch die Spitzen der Caveconkette. Diese Übung sollte mehrmals in abwechselnder Reihenfolge, also einmal links und einmal rechts wiederholt und auch später immer wieder im Zusammenwirken der andere Hilfen geübt werden.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Handhabung wie dargestellt, bei allen Übungen und in der Praxis beibehalten wird.

Das Anlegen des Cavecons erfolgt wie nachfolgend dargestellt: Zunächst wird das Cavecon über den Nasenrücken des Pferdes gelegt und dabei nur "locker" - im ersten Loch des Riemens verschnallt, damit das Pferdemaul beim Einlegen der Kandare noch geöffnet werden kann!  Nach dem die Kandare aufgezäumt ist, wird der Caveconriemen so eng geschnallt, dass ein Verrutschen des Cavecons auf der Pferdenase bei den Auf- und Abwärtsbewegungen des Pferdekopfes verhindert wird. Gleichzeitig wird vor dem Festziehen des Caveconriemens noch das Vorderteil des Martingals eingeschnallt.

Danach werden die beiden Cavevonzügel eingehängt und wechselseitig über den Pferdehals gelegt, so dass die Zügelbrücke entsteht und beide Zügel sowohl mit der rechten wie auch mit der linken Hand erfaßt werden. Die Zügel der Kandare werden grundsätzlich nur in der linken Hand mit den beiden Mittelfingern  verwahrt.

Auch das "Umgreifen" der Cavecon-Zügel ist insbesondere bei Anfängern unerläßlich, da sonst die Zügelführung des anlehnenden Cavecon-Zügels in der Weise verändert wird, daß sich der anlehnende Zügel verkürzt. Dies führt dann dazu, dass beim Anlehnen der Zügel an den Pferdehals  der anlehnende Zügel das Cavecon in die entgegengesetzte Richtung zieht, was wiederum die entgegengesetzte Hilfe bedeutet! Das "Umgreifen" bedeutet, dass der anlehnende Caveconzügel (d.h. die jeweilige Seite der Zügelbrücke!) festgehalten, der ziehende Zügel jedoch nach außen einige Zentimeter durch die Hand gleitet, um dann die richtungdweisende Hilfe über die Nase durch leichtes Zupfen auszuführen. Dabei ist nochmals anzumerken, dass insbesondere die anlehende Zügelhand noch vorne zu verlagern ist, damit ein "Verkürzen" dieses Zügels mider dann entgegengesetzten Wirkung verhindert wird!

Nach der erfolgten Zügelhilfe werden dann die Hände wieder in die Grundstellung zurückgenommen. Diese eigentlich einfache Übung sollte der mit der Signalreitweise unerfahrene Reiter "trocken" oder "im Stand auf dem Pferd" üben, damit diese Hilfe dann "in Fleisch und Blut" übergeht.

Wenn das junge Pferd dann sehr schnell den Zusammenhang zwischen Anlehnung der Zügel an den Mähnenkamm in Verbindung mit dem Impuls auf die Pferdenase in die gewünschte Richtung erkennt, kann mit zunehmender Ausbildung auf das Cavecon verzichtet werden.  Im Zusammenwirken mit der Zügelhilfe über das Cavecon steht selbstverständlich gleichzeitig die entsprechende Schenkel- und/oder Gewichtshilfe.

Nach dem die Ausbildung mit dem Cavecon beendet ist, wird  der Nasenriemen wieder in das Kopfstück eingesetzt, damit  die Kandare ruhig im Pferdemaul liegt und auch des Martingal dort wieder eingeschnallt werden kann.

Eine Camargue-Kandare sollte immer aus "rostendem" Eisen gefertigt sein,  damit  sie dem Pferd besser "schmeckt"! Das ist das Geheimnis: Die Kandare aus Eisen am besten einige Tage in Salzwasser legen, damit sie schön anrostet! Dann schmeckt's dem Pferd richtig gut, da das rostende Eisen im Gegensatz zu INOX dem Pferd ein angenehmes Empfinden im Maul bereitet, denn der Rost schmeckt leicht süßlich und ist gesundheitlich eher förderlich und keinesfalls bedenklich. Hier macht die Ausführung in INOX also absolut keinen Sinn.

Das  Caveçon richtig verschnallen

Leider wird das Cavecon nicht immer korrekt verschnallt, so dass es auf der Pferdenase verrutscht. Die Ursache kann zum einen eine gewisse Nachlässigkeit des Reiters sein, zum anderen aber auch das nicht erkannte Problem der korrekten Positionierung. Auch wird das Cavecon manchmal  nur aus Furcht des Reiters bzw. der "Reiterin" nicht fest genug verschnallt, in der Annahme, man füge dem Pferd damit einen Schmerz zu. Diese Bedenken sind unbegründet, denn die Caveconkette passt sich der Anatomie der Pferdenase durch die beweglichen Glieder der Kette bestens an und die Spitzen der Gliederverbindung können auch leicht in das Fell bzw. das obere weiche Hautgewebe eindrücken, ohne dass dem Pferd ein Schmerz zugefügt wird.

Es ist allerdings darauf zu achten, dass die Glieder der Kette auch wirklich beweglich sind, denn durch Schweiß und Rost können sie auch ihre Beweglichkeit verlieren. Hier hilft das bewährte "Ballistol-Öl" zum Gangbarmachen. Auch kann die Ausführung der Caveconkette aus INOX hier durchaus empfohlen werden, da dann ein Einrosten der Kette nicht möglich ist. Insbesondere, wenn man die Caveconkette mit dünnem Leder oder Stoff umwickeln möchte, ist die Ausführung in INOX sinnvoll, da sonst ein Nachölen einer rostenden Eisenkette  nur nach Entfernen der Stoff- oder Ledereinsfassung möglich ist. Auch wenn  die Ausführung in INOX nicht als traditionell empfunden wird, ist dies ein akzeptables Material bei Einfassung der Kette. Auch kann dies empfohlen werden, wenn Reiter oder Reiterinnen ihr Pferd in einem Pensionsstall untergebracht haben und dort beim Benutzen eines blanken Cavecons immer wieder empörte Fragen von Besuchern und "Nichtwissenden" gestellt werden. Wer jedoch das Missverständnis missionarisch aufklären möchte, sollte die Wirkungsweise auch immer wieder erklären.

Eine sehr schöne Idee ist es, die Caveconkette mit einem Stoffstreifen aus den bunt bedruckten Baumwollstoffen, den sogenannten "Indiennes", zu umwickeln. Dies ist sehr leicht zu bewerkstelligen und der Stoff oder auch das Leder kann zum Ölen der Kette auch schnell wieder entfernt werden. Man nehme einen ca. 80 cm langen und ca. 2 1/2 Zentimeter breiten Stoff- oder Lederstreifen, den man an den beiden Enden ca. 5 cm einschneidet. Damit befestigt man den Streifen zunächst mit einem Doppelknoten an einem Ende der Caveconkette. Dann wickelt man denStreifen 2-3 Mal um den ersten Teil der Kette bis zum 1. Zügelring. Danach wickelt man weiter in gleicher Weise bis zum nächsten und dann bis zum 3. Zügelring um schließlich den restlichen Stoffstreifen dann um den Rest der Kette bis zum Ende zu wickeln und dort wiederum durch einen Doppelknoten der beiden 5 cm eingeschnitten Enden zu befestigen.

An dieser Stelle kann auch einmal mehr auf die Ausführung der Camargue-Kandare in INOX eingegangen werden. Hier ist eine Ausführung in INOX nicht zu empfehlen, da das rostende Eisen im Gegensatz zu INOX dem Pferd ein angenehmes Empfinden im Maul bereitet, denn der Rost schmeckt leicht süßlich und ist gesundheitlich eher förderlich und keinesfalls bedenklich. Hier macht die Ausführung in INOX also absolut keinen Sinn. Auch bei den Steigbügeln ist die Ausführung in INOX nicht sonderlich schön, denn traditionell wurden diese immer aus Eisen geschmiedet.

Wenn die Verschnallung des Cavecon vorgenommen wird, zeigt sich manchmal auch das Problem, dass das eine Loch des Lederriemens (Nasenriemen) zu weit und das nächste zu eng ist. Hier kann man Abhilfe schaffen, in dem der Kopfriemen des Cavecons in der Verschnallung um ein Loch gekürzt oder verlängert wird. Die Positionierung muss dabei jedoch im Bereich dessen bleiben, der für ein korrekt verschnalltes Cavecon in Frage kommt. Dieser Bereich bewegt sich zwischen einem Abstand von einer 3-Finger-Breite oberhalb des oberen Randes der Nasenöffnungen bis zu einer 4-Finger-Breite unterhalb der Augenlinie des Pferdekopfes. In diesem Bereich kann dann der Reiter nach seinem Gefühl und seiner Erfahrung die ideale Positionierung finden.

Es besteht selbstverständlich auch die Möglichkeit, einen Zwischenabstand bei der Verschnallung durch ein zusätzliches Loch mit der Lochzange vorzunehmen. Dies ist jedoch nur dann sinnvoll und praktikabel, wenn mit dem Cavecon nicht auch andere Pferde geritten werden, so dass nicht weitere Löcher gestanzt werden müssen.

Das Cavecon sollte immer so fest verschnallt werden, dass die Spitzen der Kette "leicht" in das Fell eindrücken, um ein Verrutschen zu vermeiden! Bei abgepolstertem Cavecon also so, dass die Polsterung ebenfalls leicht zusammengepresst wird. Ein abgepolstertes Cavecon beeinträchtigt jedoch die Wirkungsweise erheblich, da die Polsterung eine  "Signalwirkung" praktisch aufhebt. Im übrigen wird die Reiterhand dann auch nicht zu der Leichthändigkeit "erzogen", die bei einer Arbeitsreitweise gewünscht wird. So ist bei Wikipedia unter "Gebissloser Zäumung" wie folgt nachzulesen: " ... Durch die dicke Posterung wird die Einwirkung auf das Pferd mit Hilfe des schweren Kappzaums eher ungenau und schwammig..." Als Ausweg bietet sich an, das Cavecon lediglich mit dünnem Leder oder  Stoff zu umwickeln.

Die Gewichtshilfen als wichtiger Impuls einer natürlichen Reitweise.

Die Gewichtshilfen stellen  in der Arbeitsreitweise der Gardians einen wesentlichen Bestandteil der reiterlichen Hilfen dar. Grundsätzlich wird dabei von der These ausgegangen, daß das Pferd immer einem Gewicht oder Druck ausweicht!

In der Praxis ist diese These sehr leicht zu beweisen. Wenn Sie auf einem jungen, noch nicht ausgebildetem Pferd das Gewicht nach hinten verlagern, wird es stets in einer Vorwärtsbewegung reagieren. Bei Gewichtsverlagrung noch vorne, besteht die Tendenz, die Vorwärtbewegung zu verlangsamen. Das Entprechende ergibt sich auch bei Verlagerung des Reitergewichts nach einer Seite, d.h., bei entsprechender Schenkelhilfe verlagert der Reiter automatisch seinen Schwerpunkt auf die Hilfeseite, so dass das Pferd dieser Gewichtsverlagerung ausweicht, also in die entgegesetzte Seite abdriftet!

Zusammen mit den Zügel- und Schenkelhilfen sind die Gewichtshilfen daher  bei den Feinheiten der Gardianreitweise verstärkt einzusetzen. Dies ist jedoch auch nur optimal  bei einem entsprechend tiefen Sitz in dem speziell für diese Reitweise entwickelten Sattel der Gardians möglich! Das entsprechend  ausgebildete Camarguepferd ist dann mit fast unmerklichen Hilfen und damit auch ohne Kraftaufwand zu reiten.

Die beiden Theorien der Gewichtshilfen

Bei den Hilfen nehmen die Gewichtshilfen einen breiten Raum ein, denn sie sind letztendlich diejenigen, die ohne große äußerliche Erkennbarkeit durch den Reiter ausgeübt werden können. Die Gewichtshilfen sind darüber hinaus das, was einen guten Reiter befähigt, seinem Pferd damit ein fast unsichtbares aber effizientes Signal für die Ausführung des Reiterwillens zu geben.

Zwei Theorien stehen sich dabei konträr gegenüber

Die eine Theorie und Praxis ist die der sogenannten „englischen“ Reitweise, also der Reitweise, die allgemein auch als klassische Schulreitweise anzusehen ist. Hier wird die Gewichtshilfe so eingesetzt und begründet, dass der Reiter mit seiner Gewichtshilfe das Pferd gleichsam in ein „Ungleichgewicht“ bringen soll, damit das Pferd dieses Ungleichgewicht dann durch entsprechendes „Austarieren“ wieder ins Gleichgewicht bringt und damit dem Reiterwillen folgt.

Dies bedeutet unter anderem, dass beim Anreiten die Vorwärtsbewegung des Pferdes dadurch eingeleitet wird, in dem der Reiter seinen Schwerpunkt „nach vorne“ bringt, um das Pferd damit „nach vorne aus dem Gleichgewicht“ zu bringen, mit der Folge, dass das Pferd dann dieses „Ungleichgewicht durch Vorwärtsbewegung“ wieder zum Ausgleich bringt. Ebenfalls wird diese Theorie bei den seitigen Hilfen angenommen und praktiziert, in dem das Pferd durch seitliches verlagern des Gewichtes also in „die gleiche Richtung“ bewegt werden soll, damit das Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Hier kommt dabei dann auch der „verwahrende Schenkel“ ins Spiel, der eine Biegung des Pferdes und Kontrolle dieser seitlichen Hilfe gewährleisten soll. Dies klingt nicht nur kompliziert, sondern wird auch in der Praxis nur von wirklich gut und umfangreich ausgebildeten Reitern auch wirklich in der Praxis eingesetzt.

Gänzlich konträr ist jedoch die Theorie und Praxis bei den Arbeitsreitweisen


Hier verfolgt der Reiter die Theorie „des Ausweichens“ - also der Tatsache, dass ein Pferd immer einem Druck und damit der Gewichtshilfe „ausweicht“. Dies bedeutet am Beispiel des Anreitens, dass der Reiter sein Gewicht und seine Schwerpunktachse „nach hinten verlagert“ und damit die Vorwärtsbewegung des Pferdes einleitet. Dabei wird diese Vorwärtsbewegung des Pferdes noch dadurch unterstützt, dass das Pferde mit dem nach hinten verlagerten Gewicht des Reiters besser mit den Hinterbeinen „untertreten kann“ und damit einen gänzlichen besseren „Speed“ oder „Gripp“ erreicht, was eigentlich auch die logische Konsequenz aus dem „Untertreten“ des Pferdes ist. Auch bei den seitlichen Hilfen wird also in den Arbeitsreitweisen richtiger Weise das Gewicht des Reiters auf der „entgegengesetzten Seite“ ausgeübt; das bedeutet z. B., das Gewicht wird „nach rechts“ verlagert, wenn das Pferd „nach links ausweichen“ soll. Gleichzeitig kann dabei der Schenkel auf der Gewichtsseite eingesetzt werden, wobei zwangsläufig eine gewisse Gewichtsverlagerung auf der rechten Seite - also der Gewichtsseite - eintritt. Der linke „verwahrende“ Schenkel ist dabei ebenfalls zwangsläufig etwas vom Pferdekörper abgesetzt, weshalb diese Praxis gerade bei etwas ungeübten Reiterinnen und Reitern sozusagen zwangsläufige Folge der Gewichts- und Schenkelhilfen wird. Beide Hilfen ergänzen sich dabei sozusagen automatisch, so dass diese Praxis im besonderen   den Reitern einer  Arbeitsreitweise und den etwas ungeübten Freizeitreitern entgegen kommt.

Gangarten und Galoppwechsel

Das Camargue-Pferd benutzt wie andere Pferde auch die drei Gangarten "Schritt", "Trab" und "Galopp". In der Praxis der Arbeitsreitweise wird das Camargue-Pferd aber auch gerne in der Gangart "Entre deux" - einem Passgang -  geritten. Diese Gangart, die tempomäßig zwischen Trab und Galopp liegt, wird daher in der Camargue mit "Entre deux" (Übersetzt: "Zwischen zwei") bezeichnet. Der "Entre deux" ist auf Grund der natürlichen Veranlagung des Camargue-Pferdes leicht herauszureiten und für den Reiter als "schwebender Passgang" äußerst bequem zu reiten. Der Passgang bedeutet: Das Pferd bewegt beide Beine einer Seite gleichzeitg im Takt nach vorne und erreicht damit einen quasi schwebenden Zustand bei der Fortbewegung.

Die sogenanten Galoppwechsel machen vielen Freizeitreitern und Reitern der Arbeitsreitweisen Probleme, weil sie glauben, hier etwas falsch zu machen bzw. die Wechsel und den sogenannten Außengalopp nicht korrekt herauszureiten. Hier sollte festgehalten werden: Der natürliche Galopp eines Pferdes ist der "Innengalopp", d. h. bei einer Volte geht das Vorderbein des Pferdes zuerst auf der Seite nach vorne, die im Kreis innen liegt. Der "Außengalopp" bedeutet, dass das Pferd das Vorderbein an der Außenseite des Kreises zuerst nach vorne bewegt. Der Außengalopp ist für das Pferd unangenehmer und entspricht nicht dem natürlichen Bewegungsablauf. Er wird (nur) bei anspruchsvollen Dressuraufgaben gefordert. Der Passgang hingegen ist - obwohl für Pferd und Reiter angenehm aber ebenfalls nicht ganz leicht herauszureiten - bei Dressuraufgaben nicht gewünscht und führt bei Dressurprüfungen zu Punktabzügen! Er ist jedoch in der authentischen Arbeitsreitweise der Gardians unverzichtbar und wird in der täglichen Arbeit selbstverständlich herausgeritten, da diese Gangart bequem für Reiter und schonend für das Pferd ist.

Die Hilfen mittels Stimme und Lauten.

Traditionell werden Camargue-Pferde auch mittels Stimme und mit Hilfe von Lauten ausgebildet. So ist es üblich, das "Durchparieren" - also das unmittelbare Anhalten des Pferdes mit einem "Zisch-Laut" einzuleiten bzw. zu begleiten. Das "Sch-sch-sch-sch-t" wird in der Regel dabei deutlich artikuliert und mit einem harten "t" beendet. Auch die Variante eines leiseren und sanfteren "D-s-s-s-s-d" ist in der Camargue oftmals üblich, wobei die laute und deutlichere Variante als effektiver gilt. Der "Zisch-Laut" ruft jedenfalls beim Pferd einen größeren Aufmerksamkeitsgrad hervor, als das in Deutschland übliche "B-r-r-r-r", dessen Ursprung aus der Tradition der Kutschpferde entstammt.

Der Einsatz von Sporen und einer Reitgerte ist bei der Arbeitsreitweise der Gardians unüblich und auch entbehrlich.

Sporen werden üblicherweise bei den Gardians nicht eingesetzt, obwohl im Handel "Camargue-Sporen" angeboten werden. Diese ähneln den in der spanischen "Vaquera-Reitweise" verwendeten Sporen. Ein guter Reiter wird jedoch keine Sporen einsetzen, denn sein gut ausgebildetes Camargue-Pferd reagiert bereits auf leichteste "Gewichtshilfen"!  Bei jungen - noch in Ausbildung befindlichen Pferden - ist der Einsatz von Sporen sowieso abzulehnen. In der täglichen Praxis der Gardians, die mit ihren Pferden die sehr wendigen und gefährlichen Camargue-Stiere einfangen, sind Sporen eher hinderlich, wenn es bei der Arbeit mit vielen Reitern auch einmal zu hektischen Aktionen kommt. Sie nutzen dabei vielmehr den natürlichen "cow sens" ihrer Pferde, welcher gerade bei den Camargue-Pferden sprichwörtlich ist.  Auch die Verwendung einer Reitgerte ist hinderlich und widerspricht dem Ausbildungsziel dieser authentischen Arbeitsreitweise.

Der Einsatz des Caveçon bei der Longierarbeit.

Beim Anlongieren junger Pferde ist der Einsatz des Caveçon nur mit besonderer Vorsicht vorzunehmen, um Verletzungen beim Einsatz des blanken Cavecons zu vermeiden.

Die eine Möglichkeit ist, die Kette des Cavecons mit Leder zu umwickeln und damit leicht abzupolstern. Dann wird jedoch der eigentliche Zweck des Cavecons, nämlich eine feinfühlige Einwirkungsmöglichkeit bei der Ausbildung zu erreichen, weitgehendst aufgehoben. Es empfiehlt sich, dann lieber die Loungierarbeit mit einem einfachen Stallhalfter vorzunehmen. Keinesfalls sollte jedoch ein Gebiss beim Loungieren zum Einsatz kommen, denn damit verliert das Pferdemaul  seine Sensibilität.

Bei jungen Pferden sollte das Anlongieren sowieso am besten zunächst nur mit Hilfe der Stimme und der Körpersprache erfolgen. Erst im weiteren Verlauf der Ausbildung kann dann auch eine Longe eingesetzt werden. Dabei ist ein Stallhalfter oder auch ein Knotenhalfter durchaus zu empfehlen. Bei der späteren "Reitausbildung" muss man sich jedoch immer die Frage stellen: Will ich "gewaltfreies Signalreiten" mit feinen Hilfen? Dann darf die "Signalgebung" nicht durch eine "weiche Abpolsterung" ausgeschaltet werden. Die weiche Abpolsterung oder ein einfacher Lederriemen wie beim sog. Pluvinel-Zaum (Solinski) ist nicht geeignet, einen wirklichen "Impuls" zu geben. Diese Kappzäume erfordern zu ihrer Wirkungsweise einen andauernden mehr oder weniger starken Druck/Zug, um eine Wirkung zu erreichen. 


Das weitere Missverständnis "stehendes" Martingal

Das stehende Martingal ist ebenfalls ein für die Gardian-Reitweise typisches Ausbildungsinstrument und fester Bestandteil der original Camargue-Zäumung. Der Begriff des "Martingale" stammt von dem kleinen, an der Rhonemündung (Bouches-des-Rhone) liegenden Ort "Martigues". Dort wurde dieser Hilfszügel "erfunden" und ist als  "Martingale" in die provencalische Sprache  eingegangen und hat bei Reitern auch allgemein seine  Bedeutung als Hilfszügel erhalten. 

Das "stehende Martingal" verhindert , dass das Pferd seinen Kopf extrem hoch nehmen kann. Es wird zwischen dem Nasenriemen des Kopfstückes und dem Übergurt am Sattelgurt fest verschnallt, so dass der Reiter keinerlei Einfluss durch seine Zügelführung hat. Daher wird es in Frankreich auch als "Martingele fx" bezeichnet.  Es wirkt daher ausschließlich "passiv"! Das Pferd wird legiglich daran gehindert, den Kopf wesentlich über die Waagerechte hinaus anzuheben, womit eine Kontrolle über die Zügelführung wirkungslos würde.

Der Einsatz des Martingals bietet daher dem Reiter auch bei hektischen Aktionen mit dem Pferd - zum Beispiel beim Einfangen der scharzen Stiere oder auch bei den traditionellen Reiterspielen der Camargue - die Gewähr, sein Pferd immer unter Kontrolle zu haben. Der begriffliche Zusatz "stehend" wird verwendet, da das stehende Martingale mit dem Kopfstück (Nasenriemen) und dem Sattelgurt (Übergurt) durch einen Lederriemen fest verbunden ist. In Frankreich wird das stehende Martingal der Gardians auch "Martingal fix" genannt.

Das Martingal wird bei der traditionellen Zäumung der Gardians jedoch niemals so kurz verschnallt, dass das Pferd "zwangsweise" versammelt geht, d.h., dass der Kopf des Pferdes   permanent nach unten gehalten wird. Es wird vielmehr so verschnallt, dass lediglich eine Begrenzung eintritt, wenn das Pferd den Kopf über die  "mittlere Höhenlinie" des Kopfes bei natürlichem Bewegungsablauf hinaus nach oben bewegt. Ein "kurzes" Verschnallen  ist auch nicht erforderlich, denn Camargue-Pferde gehen aufgrund ihrer besonderen Anatomie, welche durch einen sehr kurzen Rücken und tiefen Halsansatz gekennzeichnet ist, sowieso auf natürliche Weise versammelt, also nicht auseinanderfallend, wie andere Pferderassen. Das Matingal dient ausschließlich dazu, das  extreme und unangemessene "Hochnehmen" des Pferdekopfes zu verhindern. Dabei schränkt das korrekt verschnallte Martingal in keiner Weise den natürlichen Bewegungsablauf des Pferdes ein. Es ist daher auch als "Sicherheits-Hilfszügel" zu bezeichnen.

Das Martingal der Gardians ist insbesondere  n i c h t  über das Gebiss wirksam und wirkt darüberhinaus nur "passiv".

Bedauerlicher Weise ist vielen der gravierende Unterschied zwischen Stosszügel und Martingal nicht geläufig! (Siehe auch Wikipedia unter "Stehendes Martingal" und "Gleitendes Ringmartingal") Hier wird u. a. wie folgt erläutert:

Ein feststehendes Martingal ist ein Lederzügel, der vom Bauchgurt zum Nasenriemen eines Reithalfters führt. Das feststehende Martingal soll dem Pferd das Anheben des Kopfes maximal bis kurz vor die Waagerechte erlauben, da anderenfalls jede Zügelwirkung auf den Unterkiefer verloren geht. Die Verschnallung ist dementsprechend lang. [1] In dieser Weise wird es heute beim Polo und beim Westernreiten eingesetzt. In letzterem Fall wird es als Tie-Down bezeichnet und an einem Bosal, oftmals dessen dünnster Ausführung, dem Pencil Bosal, angebracht. Es wirkt etwas schärfer als die englischen Ausführungen und ist auf Westernturnieren nur in den Renndisziplinen (Barrel Race und Pole Bending) erlaubt.

Das in der Gardian-Reitweise verwendete und korrekt verschnallte  Martingal ist  in seiner Einwirkung  n i c h t  mit der Wirkung eines "Stosszügels" vergleichbar, denn es belässt dem Pferd grundsätzlich einen freien Bewegungsablauf. Es dient nur zur  S i c h e r h e i t  und kann daher auch nur als   S i c h e r h e i t s h i l f s z ü g e l  bezeichnet werden! Im Gegensatz hierzu soll der Stosszügel u. a. auch  die Versammlung des Pferdes dauerhaft veranlassen  oder   trainieren ! (Siehe "Totilas" und die Rollkur!)

Das "gleitende" Martingal wird hingegen wie die meisten Stosszügel durch die Zügelführung des Reiters beeinflusst, d. h., der Kopf des Pferdes wird nach unten "korrigiert"   mit dem Gefühl der Zügel, also mehr oder weniger stark. Dies ist der entscheidende Unterschied zum "stehenden" Martingal, welches "inaktiv" oder sozusagen "passiv" wirkt, wenn das Pferd den Kopf nicht über die mittlere Höhenlinie (je nach Einstellung) hinaus bewegt. Das "stehende" Martingal "kann also nicht zur Versammlung und damit auch nicht zum Training "Rollkur" eingesetzt werden, was bei "gleitendem" Martingal durchaus möglich ist und auch leider immer wieder praktiziert wird.

Während der Ausbildung wird das Martingal zwischen dem Übergurt des Gardian-Sattels und dem Cavecon verschnallt. Später, wenn das Camargue-Pferd einhändig nur mit Kandare geritten wird, ist das Martingal mit dem Nasenriemen des Kopfstückes verschnallt.

Daher  hier noch eine kleine interessanten Anmerkung zum Begriff "Martingal": Dieser Begriff - welcher als Sicherheitsfaktor  bei der Gebrauchsreiterei der Gardians anzusehen ist, wurde dann auch für das Synonym "Martingal" beim Roulettespiel verwendet. Hier wird mit dem Begriff einer Strategie "Martingale" bei einem Verlust des  vorangegangenen Einsatzes der Spieleinsatz beim nächsten und den folgenden verlorenenen Spieleinsätze  immer wieder  verdoppelt, so dass dann bei einem folgenden Gewinn kein Verlust eintreten kann. Die "Strategie Martingale" soll damit zu einem "sicheren" Gewinn führen. Damit bestätigt sich auch der "Sicherheitsgedanke" beim stehenden Martingal der Gardian-Reitweise!


Der Sattel der Gardian

Dieser Sattel hat eine lange Tradition und führt seinen Ursprung bis auf die Zeit des Mittelalters zurück. Heute wird dieser Sattel in seiner Tradition weiter gepflegt und es gibt nur noch wenige Sattler, die diese schönen und sehr zweckmäßigen Sättel herstellen.

Die Sättel der Gardians bieten optimale Sicherheit, bei der gefährlichen Arbeit mit den Stieren. Aber auch unsere heutigen "Freizeitreiter" schätzen diese optimale Sicherheit bei diesen schnellen und äußerst wendigen Pferden. Der original Gardiansattel verfügt über einen Sattelbaum aus Holz, der mit zwei Quereisen seine Stabilität erhält. Generell kann gesagt werden, daß ein solcher Sattel jedem normal gebauten Camargue-Pferd passt. Dies auch aufgrund der starken und breiten Sattelposterung mit der sich daraus ergebenden Freiheit der Rückenwirbel und des gesamten Rückgrades.

Einer der wenigen Sattler, die diesen Sattel noch in vollständiger Handarbeit hergestellt haben, war Jacgues Rech. Leider hat uns Jacques viel zu früh verlassen, so dass uns nur noch die Erinnerung an ihn bleibt, wenn wir seinen wunderschönen Sätteln begegnen. Sehen Sie hierzu unter

https://www.facebook.com/jacques.rech.5

seine Chronik in facebook.

Die Sättel werden grundsätzlich auf die Erfordernisse des Reiters angepasst, d.h., die "Statur" des Reiters bestimmt die Größe der Sitzfläche. Als kleinste Sitzfläche (Abstand zwischen Vorder- und Hinterzwiesel) wird das Maß 26 cm, als größtes Maß werden 34  bis maximal 36 cm genannt.

Die Steigbügel der Gardian-Sättel wurden ebenfalls vor langer Zeit aus der Praxis der Arbeitsreitweise entwickelt. Sie sind heute als Sicherheitsfaktor allgemein anerkannt und werden häufig  bei Freizeitreitern, Jugendlichen und Kindern auch zu anderen Sätteln verwendet, denn diese Steigbügel bieten eine optimale Sicherheit in der Praxis, insbesondere gegen das fatale Durchrutschen des Fußes bzw. Festhaken bei einem Sturz. In der Arbeitsreitweise der Stierhirten sind diese Steigbügel unerläßlich, denn sie bieten nicht nur einen optimalen Schutz des Reiterfußes sondern sie ermöglichen auch problemlos den tiefen Sitz des Reiters einzunehmen.

Der Camargue-Steigbügel ermöglicht es  in optimaler Weise, den tiefen Sitz der Gardian-Reitweise im Sattel einzunehmen. In einer Arbeitsreitweise ist dieser "tiefe Sitz" im Sattel unerlässlich. Ein "Leichttraben" oder ein "Aus-dem-Sattel-heben" beim Gallopp sind für die sicherheitsbewusste und anstrengende Arbeitsreitweise tabu, denn Trab und Galopp sind hier immer "auszusitzen"! Der Sitz des Reiters ist daher stets leicht nach hinten gerichtet. Die sogenannte "Achse" der Reiterbalance demgemäß ebenfalls leicht nach hinten verschoben. Die Schenkel des Reiterbeins sind in Grundstellung ebenfalls leicht noch vorne und vom Pferdebauch leicht nach außen gerichtet.

Um all diese reiterlichen Besonderheiten in optimaler Weise erfüllen zu können, sind sowohl der Sattel der Gardians  mit den original Camargue-Steigbügeln sowie die gesamte traditionelle Zäumung unabdingbare Voraussetzungen für diese Arbeitsreitweise.

Wer glaubt, diese auf Sicherheit und ausdauernder Bequemlichkeit beruhende Arbeitsreitweise mit einem Sattel für die englische Reitweise, z.B. einem Vielseitigkeitssattel ausüben zu können, befindet sich in einem fatalen Irrtum und hat die Philosophie dieser Arbeitsreitweise auch nicht ansatzweise verstanden. Es ist daher auch völlig unverständlich, wenn die AWED (siehe auch unter "Working-Equitation") für ihre Turnierdisziplin  Sättel vom Typ "Englisch" fordert, wenn Reiter Deutscher Nationalität an intenationalen Turnieren teilnehmen. Nicht nur, dass ein Sattel vom Typ "Englisch" grundsätzlich nicht für eine Arbeitsreitweise geeignet ist, würde diese Bestimmung - wenn man sie ernst nimmt - bei dieser Turnierdisziplin die wirklichen "Worker" in ein Verhalten zwingen, welches dem Gedanken einer "Arbeitsreiteise" widerspricht. 

Wenn ein Reiter sein Camargue-Pferd nicht mit einem original Camargue-Sattel ausrüsten kann oder wegen des relativ hohen Gewichts der Sättel einen anderen Sattel verwenden möchte, bietet sich ein Westernsattel als  hilfreiche Alternative an. Auch die von der Firma Malibaud entwickelten Wanderreitsättel sind für Reiter und Reiterinnen mit geringem Körpergewicht letztendlich ebenfalls zu empfehlen.


Die traditionellen Steigbügel der Gardian

Wir wissen, dass der Sattel der Gardians, wie er heute und seit langem fast unverändert - sowohl bei der Arbeit mit den Stieren, wie auch bei denen, die sich als "Freizeitreiter" ansehen - eingesetzt wird, seinen Ursprung auf die Sättel der Ritter des Mittelalters zurückführt. Diese Sättel des Mittelalters, mit ihren hohen Vorder- und Hinterzwieseln, boten den Rittern optimale Sicherheit beim Kampf. Die Sättel der Ritter wurden wiederum in Jahrhunderten aus den Sätteln der Römer weiterentwickelt, die diese in ihren Reiterheeren verwendeten. Die Römer kannten dabei noch keine Steigbügel im heutigen Sinne, wie Dr. Marcus Junkelmann (http://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Junkelmann)  in seinen Werken über die römische Kavallerie schreibt und durch seine experimentellen archäoligischen Forschungen nachgewiesen hat.

Mit der Entwicklung des Sattels der Gardians wurden auch die heute allseits bekannten Camargue-Steigbügel  "erfunden"! Diese aus Eisen geschmiedeten Steigbügel in der Form eines Korbes bieten eine optimale Sicherheit des Reiters in mehrfacher Hinsicht. Zum einen verhindern sie, dass der Fuß des Reiters von außen verletzt werden kann, da der "Korb" Einwirkungen auf den Fuss nahezu ausschließt. Zum anderen wird damit das  "Durchrutschen" des Fußes mit der fatalen Folge des "Hängenbleibens" bei einem Sturz verhindert. Auch aus diesem Grunde werden diese Steigbügel  sehr häufig bei Reitbetrieben und insbesondere auch mit anderen Sätteln (Western etc.) und bei Reitunterricht von KIndern verwendet, um diese Sicherheit zu gewährleisten und Unfälle zu verhindern.

Der wesentliche Vorteil dieser Steigbügel liegt jedoch darin begründet, dass der Reiter seinen "tiefen Sitz" und damit die für eine Arbeitsreitweise "ideale" Sitzposition einnehmen kann, ohne das Risiko des "Durchrutschens" - mit den sich daraus ergebenden fatalen Folgen bei einem Sturz - einzugehen!

Bei den Steigbügeln ist die Ausführung in INOX (Edelstahl) nicht sonderlich schön, denn traditionell wurden diese immer aus Eisen geschmiedet.


Die "Philosophie" dieser Arbeitssättel in Bezug auf ihre Bauart

Wenn wir uns einen solchen Sattel einmal anschauen, fallen uns zuerst die hohen Vorder- und Hinterzwiesel auf. Diese ermöglichen ein abruptes „Durchparieren“ aus dem Galopp in den Stand oder auch ein Anreiten aus dem Stand direkt in den Galopp. Wer die Wendigkeit und Schnelligkeit eines Camargue-Pferdes demonstrieren will oder dieses Pferd bei der gefährlichen Arbeit mit den Stieren der Camargue einsetzen muss, kann auf einen solchen Sattel mit den hohen Zwieseln nicht verzichten. Auch ambitionierte Freizeitreiter, die diese Fähigkeiten des Camargue-Pferdes schätzen, reiten ihre Pferde daher in der überwiegenden Mehrzahl mit diesem traditionellen Arbeitssattel.

Vorbild dieser Sättel sind die im Mittelalter bereits von den Rittern verwendeten Sättel, die ebenfalls einen sicheren Halt in den damals benutzten Sätteln suchten. Ebenfalls war es bereits damals notwendig, diese Sättel so zu konstruieren, dass sie auf jedes der verwendeten Pferde passten, denn auch damals hatten die Reiter und Ritter oftmals mehrere Pferde im Einsatz, so dass sie hierfür nicht jedes mal einen anderen Sattel bereithalten konnten. Der Sattel war bereits damals immer auf den Reiter angepasst. Noch heute sind „Relikte“ aus dem Mittelalter erkennbar. So ist das „Cousinett“ (das kleine Kissen aus Leder mit den seitlich anhängenden Lederteilen), welches auch den Schweifriemen abfehdert, noch immer traditionell ein wesentlicher Bestandteil des Sattels. Die seitlichen, leicht gepolsterten Seitenteile des „Cousinett“ waren ursprünglich ein im Mittelalter verwendeter großer „Flankenschutz“, um die Pferde vor Säbelhieben zu schützen.

Die gesamte Ausrüstung wird im nachfolgenden Link gezeigt:


Auch die heutigen Camargue-Arbeitssättel sind in erster Linie auf den Reiter angepasst. Mit dem traditionellen Sattelbaum und der großflächigen Polsterung zum Pferderücken sind sie ebenfalls bestens geeignet, auf alle Camargue-Pferde mit normalem Körperbau zu „passen“! Es werden jedoch auch Sättel mit Sattelbäumen unterschiedlicher „Weite“ angeboten, um der Tendenz nachzukommen, dass einige Blutlinien größere und voluminösere Pferde zeigen. Hier unterscheidet man daher zwischen „schmal“, „mittel“ und „weit“.


Traditionell wird der Arbeitssattel der Gardians mit einem Sattelbaum aus Holz gefertigt, der mit Quereisen vorne und hinten eine seitliche Stabilität erreicht. Es entsteht mit der großflächigen Polsterung eine Auflagefläche für den Pferderücken, der einem auf dem Kopf stehenden „V“ entspricht. Hier wird deutlich, dass dieser Sattel eine große Freiheit des Pferderückgrades bietet und die Last des Reiters im wesentlichen auf die seitlichen „Rippen“ des Pferderückens wirken.
Auch zeigt diese Konstruktion eine leichte Erhöhung vom Pferderücken, was bei dem bekannten Körperbau des Camargue-Pferdes ebenfalls vorteilhaft ist, um die Schenkel- und Gewichtshilfen optimal zu erreichen.

Neben dem traditionell gefertigten Arbeitssattel der Gardians werden heute auch äußerlich gleich aussehende Sättel angeboten und gefertigt, welche einen Sattelbaum aus Kunststoff haben. Diese Bauart ist ein wenig leichter und auch preiswerter als der traditionell mit einem Sattelbaum aus Holz und Eisen gefertigte, jedoch auch nicht ganz so stabil. Darüber hinaus werden noch ebenfalls in der tradtionellen Grundform gefertigte „Demi-Gardian“-Sättel angeboten. Diese als „Halb-Gardian“ bezeichneten Sättel haben kleiner Vorder- und Hinterzwiesel und weisen in den Pauschen der Sättel und in der Gurtung unterschiedliche Veränderungen auf. Diese Sättel sind erheblich leichter und werden gerne von Frauen verwendet. Auch eigenen sich diese Demi-Gardian-Modelle besser für Dressuraufgaben, die auch von vielen Freizeitreitern gerne geritten werden. Die Ausführung in Demi-Gardian wird mit entsprechender Polsterung der Pauschen auch als Modell „Dressage“ bezeichnet.


Auch das richtige „Satteln“ will gelernt sein

Die Arbeitsreitweise der Gardians kann durchaus als „einfach“ bezeichnet werden, da sie ohne sehr komplexe Begriffe umzusetzen ist. Die „Gardians“, also die Stierhirten der Camargue, waren und sind darauf angewiesen, ihre Pferde jederzeit „unter Kontrolle“ zu haben. Dabei wollte und will man die natürlichen Bewegungsabläufe dieser Pferde und das eigene natürliche Verhalten der Pferde möglichst nicht beeinträchtigen, sondern es für die Arbeit nutzen. Diese „Philosophie“ wird schon seit Jahrhunderten erfolgreich umgesetzt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die traditionelle Ausrüstung in dieser Reitweise ebenfalls „leicht“ zu erlernen ist. Daher wird an dieser Stelle sehr eingehend das „Aufsatteln“ dieser Pferde und die Wirkungsweise und das „Handling“ der Ausrüstung eingehend behandelt.

Wenn wir also diesen relativ schweren Sattel mit einem Gewicht von ca. 13 bis 14 kg auf unser Pferd legen wollen, stellt sich zuerst die Frage des „Transportes“. Hier beginnen wir somit bereits mit dem „Satteln“ unseres Pferdes. Der Sattel wird in der Regel auf einem Sattelbock gelagert und wir sehen bei einem korrekt „abgesattelten“ Sattel, dass der Schweifriemen mit seiner gepolsterten Schlaufe über dem vorderen Zwiesel an einem Lederband befestigt ist, so dass man den gesamten Sattel leicht mit dem so verschnallten Schweifriemen über der rechten Schulter tragen kann. Der Schweifriemen erfüllt hier also den Zweck eines „Schulteriemens“ für den Transport, ähnlich wie wir es bei einer schweren Reisetasche kennen. (Siehe Bild 1)

Bevor wir unser Pferd satteln, haben wir selbstverständlich zumindest die Rückenpartie und den Bereich der späteren Gurtung unseres Pferdes mit einer Bürste in Fellrichtung geputzt und die Hufe unseres wahrscheinlich nicht beschlagenen Pferdes mit einem Hufkratzer gereinigt. Steht unser Pferd dann mit Halfter und Führstrick angebunden an unserem Sattelplatz, können wir mit dem Satteln beginnen.

Wir nehmen zunächst unseren Sattel mit dem Schweifriemen auf unsere rechte Schulter. Gleichzeitg fassen wir den rechten Steigbügel, der sich noch in der Aufhängeschlaufe befindet, in die rechte Hand. Dabei beachten wir, dass wir den Steigbügel zwar fest noch oben ziehen, jedoch nicht zu dicht an die Sattelpausche oder an den Hinterzwiesel heranziehen, um Beschädigungen des Leders zu vermeiden. Zuvor hatten wir bereits auch die Satteldecke in die linke Hand genommen und sie auf den Rücken unseres Pferdes gelegt, wobei wir auch beide Hände benutzt haben, um sie in die richtige Position zu legen. So vorbereitet, nehmen wir nun den Sattel mit „etwas“ Schwung der Schulter und der rechten Hand und legen ihn vorsichtig auf die Satteldecke. Hierbei beachten wir, dass die Satteldecke sowohl selbst wie auch der Sattel in der Mitte von Sattel und Pferderücken zu liegen kommt. (Siehe Bild 2)

Nötigenfalls korrigieren wir nach dem Ablegen des Sattels auf der Satteldecke und auf dem Rücken des Pferdes noch einmal die richtige Lage. Der Sattel kann dabei zusammen mit der Satteldecke „minimal“ in Richtung der rechten Seite unseres Pferdes tendieren, da wir später noch Satteldecke mit Sattel etwas beim Angurten wieder auf die linke Seite unseres Pferdes ziehen. Beim Aufsitzen soll der Sattel wiederum „minimal“ auf der rechten Seite des Pferderückens liegen.

Haben wir dies geschafft, gilt es nun, den Sattel zunächst einmal durch leichtes Angurten auf dem Pferderücken zu sichern. Wir nehmen hierzu den linken Steigbügel aus seiner Halteschlaufe und wickeln die dort um den Steigbügelriemen gewickelten Lederriemen ab. (Siehe Bild 3)

Die Halteschlaufe des Steigbügels sollte immer wieder verschlossen werden. Haben wir auch dies erledigt, nehmen wir nunmehr die Sattelgurte der „V-Gurtung“ um den Bauch des Pferdes, wobei wir auf der rechten Seite zuvor die Pausche des Sattels hochnehmen, um uns davon zu vergewissern, dass die Sattelgurte und der rechte Steigbügelriemen nicht verdreht sind. (Siehe Bild 4)

Sodann nehmen wir zunächst den vorderen Sattelgurt und ziehen den vorderen Lederriemen zur Befestigung durch den Metallring, der sich am Satttelgurt befindet. Dies erfolgt nach dem Prinzip eines „Flaschenzuges“, das heißt, der dünne Lederriemen wird von hinten nach vorne gezogen und sodann wieder vom vorne nach hinten in den unteren Ring des Sattelgurtes gezogen. Dies wiederholen wir solange, bis sich einige Schlaufen ergeben und der Lederriemen nur noch eine Länge am oberen Ring hat, der zum Nachziehen und Festziehen sowie für den späteren „Krawattenknoten“ ausreicht. (Siehe Bild 5)

Wir ziehen dann zunächst das Ende des Lederriemens unter der letzten Schlaufe am oberen Ring hindurch, um eine leichte „Bremswirkung“ zu erzielen. (Siehe Bild 6)

Der Krawattenknoten wird sogleich noch beschrieben.
Nach dem wir den vorderen Sattelgurt der V-Gurtung so vorbereitet haben, widmen wir uns dem hinteren Gurt und ziehen den Lederriemen in der gleichen Weise durch die Ringe des hinteren Sattelgurtes und ziehen hier aber die Gurtung bereits ziemlich fest, damit der Sattel auch einen guten festen Halt hat. Wir nutzen dabei den „Flaschenzugeffekt“ und ziehen den Riemen stückweise fest, bis er den festen Sitz hat.

Dann befestigen wir die Gurtung des hinteren Sattelgurtes mit dem Krawattenknoten, in dem wir zunächst das Ende des Lederriemens am oberen Ring von rechts nach links „unter“ der letzten Schlaufe hindurchziehen. Damit erreichen wir schon eine gewisse „Bremswirkung“ - wie schon beim vorderen Gurt der V-Gurtung beschreiben. (Siehe Bild 7)

Jetzt nehmen wir eine Schlaufe am Ende des Lederriemens und führen diese von rechts hinten durch den oberen Ring, ziehen dann den quer-liegenden Lederriemen leicht nach vorne, um die Schlaufe des Lederriemens nach „unten“ hindurchzuziehen. Damit haben den Krawattenknoten hergestellt und ziehen diesen nun ebenfalls mit der Schlaufe nach unten ziemlich fest, damit er seinen endgültigen Halt findet. Wir drücken dabei den quer-liegenden Lederriemen mit dem Daumen der linken Hand fest nach oben, um den die Schlaufe festzuziehen. (Siehe Bild 8)

Der Krawattenknoten lässt sich dabei sehr leicht auch wieder lösen, wenn man an dem Ende des Lederriemens zieht, da sich dann der Knoten damit wieder löst. (Siehe Bild 9)

Wir müssen jetzt noch den vorderen Gurt der V-Gurtung endgültig festziehen und in gleicher Weise arretieren.

Damit sitzt unser Sattel nunmehr fest auf dem Pferderücken und verträgt auch ein etwas einseitiges Reitergewicht beim Aufsitzen. Zum Aufsitzen bitte die weiteren Erklärungen beachten.
Nachdem wir den festen Sitz des Sattels erreicht haben, lösen wir den Schweifriemen, der am vorderen Zwiesel mit einem Lederriemen befestigt ist. Wir verschließen das Lederband danach wieder sofort, damit es nicht verloren geht und damit wir später das Martingal hindurchführen können. (Siehe Bild 10)

Der Schweifriemen wird nun geöffnet, um ihn so lang über den Schweif des Pferdes ziehen zu können. (Siehe Bild 11)

Dann nehmen wir den Schweif des Pferdes und drehen ihn zusammen, um ihn dann mittels einer gebildeten Schlaufe um die Schweifrübe durch den Schweifriemen führen zu können. (Siehe Bild 12)

Wir achten dabei darauf, dass keine kurzen Schweihaare verknicken und zwischen der Polsterung des Schweifriemens und der Schweifrübe des Pferdes störend und unangenehm für das Pferd scheuern können. Wir greifen dabei mit der linken Hand um, damit der gesamte Schweif durch die Schlaufe des Schweifriemens fallen kann. (Siehe Bild 13)

Nunmehr ziehen wir den Schweifriemen in Richtung Sattel und verschnallen ihn so, dass sich noch mindestens eine Handbreit Luft zwischen Pferdekruppe und Schweifriemen ergibt. Im Zweifelsfalle lieber etwas mehr „Luft“ lassen, da das Pferd sich streckt und sonst der Schweifriemen die Schweifrübe nach oben zieht! (Siehe Bild 14)

Nach dem wir alles dies erledigt haben und uns von der korrekten Ausführung nochmals überzeugen können, verbleibt noch der „Übergurt“ des Sattels, der ebenfalls verschnallt werden muss. Er dient auch zur Aufnahme des „Martingals“. Daher legen wir zunächst das Martingal um den Pferdehals. (Siehe Bild 15)

Danach ziehen wir den Übergurt durch die Bauchschlaufe des Martingals. Das Martingal soll immer so lang verschnallt werden, dass es „nur ein extremes“ Hochnehmen des Pferdekopfes begrenzt. Es soll nicht wie ein Stosszügel wirken, welcher den Pferdekopf permanent nach unter zieht! (Siehe Bild 16 + 17)

Sodann befestigen wir den Übergurt in der gleichen Weise mit dem Krawattenknoten am oberen Ring. Dieser soll „immer“ möglichst hoch unmittelbar unter der eigentlichen Sitzfläche des Sattels liegen, damit er das Reiterbein nicht durch Druck stört. (Siehe Bild 17)

Damit haben wir das „Satteln“ abgeschlossen und können uns nunmehr der Zäumung widmen. Bei den sogenannten „Demi-Gardian“ oder „Selle Dressage“ wird das Satteln in gleicher Weise vorgenommen, wobei aber bei einer Sattelgurtung mittels Schnallen das Prozedere des Krawattenknotens entfällt.

Auch die traditionelle „original“ Zäumung der Gardians mit Kandare und Cavecon will gekonnt sein

Camargue-Kandare und Cavecon sind traditioneller Bestandteil der Zäumung eines Camargue-Pferdes. Dies auch aus gutem Grund, denn diese hat sich in der Arbeitsreitweise der Gardians seit Jahrhunderten bestens bewährt.

Die original Camargue-Kandare ist aus einfachem Eisen gefertigt, so dass sie bei Gebrauch immer etwas Rost ansetzt. Dies ist auch gewollt, denn der Rost schmeckt leicht süßlich und das Gebiss wird daher von den Pferden sehr gerne angenommen. Ausführungen in Edelstahl (INOX) sind daher „unsinnig“ und unzweckmäßig.

Ein weiteres besonderes und wichtiges Charakteristikum ist, dass die Zugschenkel der Kandare „nicht beweglich“ sind! Auch dies ist gewollt, da die Züge der Camargue-Kandare nur zu einem kurzen „Signal“ angenommen werden und das Gebiss ansonsten „ohne jede Zügelanlehnung“ oder „nur mit geringster Zügelanlehnung“ bei der Signalreitweise eingesetzt wird. Auch die feststehende Stange des Gebisses trägt dazu bei, dass das Gebiss „ruhig“ im Maul des Pferdes liegt. Die Stange verfügt über eine Zungenfreiheit und ist in der Regel mindestens 12 mm stark, womit ebenfalls in der Maulspalte keine „scharfen“ Kräfte auftreten, auch wenn die Hebel der Kandare nicht angenommen werden. Die original Camargue-Kandare ist damit entgegen einer weitläufigen Meinung eines der „maulschonendsten“ Gebisse überhaupt, bei sachgemäßem Einsatz in der Signalreitweise. (Abbildung 18)

Die Camargue-Kandare wird in einem Kopfstück eingeschnallt, das über einen Nasenriemen verfügt. Dies ist ebenfalls von Bedeutung, damit das gesamte Gebiss (auch ohne Zügelanlehnung) ruhig im Pferdemaul liegt. (Abbildung 20)

Während der Ausbildung wird in der Camargue zusätzlich das sogenannte „Cavecon“ verwendet. Dieses, auch als „südfranzösischer Kappzaum“ bezeichnete Ausbildungsinstrument, wird also „zusätzlich“ zum Kandarengebiss angelegt. Dabei wird der Nasenriemen des Kopfstückes, in welches die Kandare eingeschnallt ist, entfernt, so dass das Cavecon den Nasenriemen ersetzt. Das Cavecon können wir blank oder auch mit einer „dünnen und nicht polsternden“ Umwicklung aus Stoff oder sehr dünnem Leder benutzen. Eine Abpolsterung ist nicht hilfreich, da diese die „feinen Signale“ unserer Signalreitweise verhindert oder zumindest erheblich erschwert. (Abbildung 19)

Beim „Aufzäumen“ des Pferdes, welches mit Cavecon geritten werden soll, wird also zunächst das Cavecon über die Pferdenase gelegt und nur locker (weiteste Einstellung) verschnallt. Gleichzeitig befestigen wir das vordere Teil des Martingals damit. (Abbildung 20)

Danach nehmen wir das Kopfstück und legen zuerst den Doppelzügel über den Hals des Pferdes und ziehen dann die Kandare in das Pferdemaul durch leichtes Vibrieren und den bekannten Daumengriff in der Maulspalte. (Abbildung 21)

Nach dem wir dies erledigt haben und uns vom richtigen geraden Sitz des Cavecons überzeugt haben, ziehen wir das Cavecon so fest, dass es passgenau und dicht an der Pferdenase anliegt. Eine zu lockere Verschnallung führt zu einem Verrutschen und ist daher unbedingt zu vermeiden. (Abbildung 22)

Jetzt hängen wir noch die beiden Cavecon-Zügel in die beiden seitlichen Ringe des Cavecons ein und legen die beiden Zügel über den Mähnenkamm unseres Pferdes. Den linken Caveconzügel können wir auch zum Führen unseres Pferdes verwenden, sollten dieses jedoch niemals mit einem Caveconzügel anbinden! (Abbildung 23)

Damit ist das „Aufsatteln und die Zäumung" unseres Pferdes abgeschlossen und wir können mit dem Beritt beginnen. Die Technik des Aufsitzens wird noch im einzelnen beschrieben.

Das „Absatteln“ des Pferdes sollte immer in der umgekehrten Reihenfolge des Aufsattelns erfolgen, damit wir wieder zum Ausgangspunkt ohne Probleme gelangen und alle Riemen sich auch wieder an ihrem richtigen Platz befinden. Beim Absatteln ist es besonders wichtig, dass die langen Lederriemen der Sattelgurtung und des Übergurtes, also „3 Lederriemen zusammengenommen“ um den linken Steigbügelriemen „aufwickeln“, damit diese gut zusammengehalten werden und uns nicht bei jeder Gelegenheit mit ihren langen Enden auf den Boden fallen. Dies behindert sowohl den Transport wie auch das spätere Aufsatteln!

Die "Technik" des Aufsitzens

Das "Aufsitzen" mit Technik ist leichter und vor allen Dingen "pferdeschonender".

Auch beim Auf- und Absitzen unterscheidet sich die Camargue-Reitweise - wie auch alle anderen Arbeitsreitweisen - nicht unerheblich von der Art des Auf- und Absitzens in der englischen Reitweise. Zum einen haben die Sättel aller Arbeitsreitweisen höhere Vorder- und Hinterzwiesel, so dass der hintere Zwiesel durch das Reiterbein "überwunden" werden muss. Zum anderen sind die Sättel in der Regel höher liegend, da sie über einen Sattelbaum mit guter Polsterung verfügen.



(Wird fortgesetzt.  Abbildungen folgen!)


Der "tiefe" Sitz des Reiters bei jeder Arbeitsreitweise

Der tiefe Sitz bei allen Arbeitsreitweisen begründet sich aus der Tatsache, dass jede Arbeitsreitweise eine optimale Sicherheit des Reiters auch bei kritischen und nicht immer vorhersehbaren Reaktionen seines Pferdes erfordert. Hinzu kommt, dass bei allen Arbeitsreitweisen eine "einhändige" Zügelführung obligatorisch ist, um mit der anderen Hand das Lasso, die Carrocha oder den Trident zu führen. Wer sich einmal das Einfangen und Aussortieren der Stiere in der Camargue angesehen hat, wird sehr schnell diesen "Sicherheitsanspruch" an einen "sattelfesten" Reitstil verstehen, bei welchem "Leichttraben" ausgeschlossen ist. Auch ist der Reitstil der Arbeitsreitweisen mit diesem  "tiefen Sitz" des Reiters keinesfalls mehr belastend für das Pferd, denn der Reiter bildet damit eine Einheit des Bewegungsablaufes mit dem Pferd.

Wenn auch heute die Arbeitsreitweisen nur noch bei wenigen Reitern tatsächlich "bei der Arbeit" ausgeübt werden - ausgenommen ausdrücklich die Arbeitsreitweise der Gardians aus dem Süden Frankreichs und die der vielen dort anzutreffenden "Gelegenheitsgardians" - so bietet jede Arbeitsreitweise auch dem Freizeitreiter, der im allgemeinen keine Sportturniere bestreitet, eine absolute Sicherheit bei der Ausübung seines Freizeitsportes.

Aber auch die Fähigkeit, die Gewichtshilfen optimal in jeder Situation sicher und effizient einzusetzten, macht diesen "tiefen Sitz" erforderlich. Dabei wird ebenfalls deutlich, dass dieser "tiefe Sitz" nur mit einer entsprechende Sitzposition, bei welcher die Schwerpunktachse immer  hinter der Senkrechten liegt, zu erreichen ist. Hierzu ist es erforderlich, die Beinstellung durch ein annähernd gestrecktes Bein, das leicht nach vorne zeigt, einzunehmen. Damit wird auch weiterhin verständlich, warum die Steigbügel der Gardians, die ein "Durchrutschen" des Fußes nach vorne verhindern, als optimale Lösung anzusehen sind.

Selbstverständlich ist diese Sitzposition in einer Arbeitsreitweise auch nur mit einem entsprechend konstruierten Sattel optimal einzunehmen.

Um es einmal einfach verständlich zu machen: Der "tiefe Sitz" ist vergleichbar mit dem Sitz der "Harley-Fahrer"! Unaufgeregt, in sich ruhend und mit leicht nach vorne gerichteten Beinen, die von der "Maschine" abweisen. Wenn Sie sich dieses Bild vor Augen halten, haben Sie den perfekten "tiefen Sitz" erreicht.

Hier sollte nochmals beachtet werden, dass dieser tiefe Sitz auch nur mit den besonderen Steigbügeln der Gardians erreicht werden kann.

Die Steigbügel der Gardian-Sättel wurden ebenfalls vor langer Zeit aus der Praxis der Arbeitsreitweise entwickelt. Sie sind heute als Sicherheitsfaktor allgemein anerkannt und werden häufig  bei Freizeitreitern, Jugendlichen und Kindern auch zu anderen Sätteln verwendet, denn diese Steigbügel bieten eine optimale Sicherheit in der Praxis, insbesondere gegen das fatale Durchrutschen des Fußes bzw. Festhaken bei einem Sturz. In der Arbeitsreitweise der Stierhirten sind diese Steigbügel unerläßlich, denn sie bieten nicht nur einen optimalen Schutz des Reiterfußes sondern sie ermöglichen auch problemlos den tiefen Sitz des Reiters einzunehmen.

Der Camargue-Steigbügel ermöglicht es  in optimaler Weise, den tiefen Sitz der Gardian-Reitweise im Sattel einzunehmen. In einer Arbeitsreitweise ist dieser "tiefe Sitz" im Sattel unerlässlich. Ein "Leichttraben" oder ein "Aus-dem-Sattel-heben" beim Gallopp sind für die sicherheitsbewusste und anstrengende Arbeitsreitweise tabu, denn Trab und Galopp sind hier immer "auszusitzen"! Der Sitz des Reiters ist daher stets leicht nach hinten gerichtet. Die sogenannte "Achse" der Reiterbalance demgemäß ebenfalls leicht nach hinten verschoben. Die Schenkel des Reiterbeins sind in Grundstellung ebenfalls leicht noch vorne und vom Pferdebauch leicht nach außen gerichtet.


Leichttraben ist nicht "pferdeschonender"

Das in der englischen Reitweise praktizierte "Leichttraben" ist keinesfalls schonender für ein Pferd. Lesen Sie hierzu den folgenden sehr aufschlussreichen Beitrag, der am Ende  zu folgendem Ergebnis kommt: "So wird man auch schon nach kurzer Zeit bemerken – Leichttraben wird gar nicht vermisst – und Reiter und Pferd entwickeln sich stetig weiter und verwachsen erstmals zu einer Einheit":


Der "Unsinn" von Gamaschen und Bandagen

Gamaschen und andere Schutzmittel an den Beinen der Pferde sind zwar für manche Pferdebesitzer ein "Muss" und es gehört sozusagen zur "guten Ausstattung" des Pferdes. Schön bunt und eindrucksvoll sollen diese Teile sein, damit auch jeder die Vorsorge gegen mögliche Verletzungen an den Beinen des "wertvollen" Pferdes sieht. Diese Ausstattung des Pferdes ist dann quasi ein "Statussymbol" für den Pferdebesitzer.

Leider handelt es sich jedoch bei der gedachten Vorsorge um einen Irrglauben, denn diese Bandagen schaden den Pferden mehr als sie nutzen. Lesen Sie daher den folgenden Beitrag:




Warum Pferde keine Decke brauchen

Camargue-Pferde bekommen im Winter ein "doppelschichtiges" Winterfell. Aber auch alle anderen Pferderassen benötigen grundsätzlich keine Decken gegen Kälte.

Zum Thema "Thermoregulation": Das Eindecken von Pferden im allgemeinen und/oder im Winter oder nach dem Reiten sollte sehr kritisch betrachtet werden. Decken Sie Ihr Pferd auch nicht mit sogenannten "Abschwitzdecken" ein. Hier ist die Gefahr einer "falschen Vorsorge" gegeben, denn mit dem Eindecken verhindern Sie die natürliche "Thermoregulation". Insbesondere Camargue-Pferde entwickeln zu Beginn der kalten Jahreszeit ein besonders dickes und "doppelschichtiges" Winterfell - auch auf Grund der Evolutionsgenetik. Hierzu ist jedoch der "Kälteimpuls" - wie wir ihn auch bei Pflanzen kennen - zwingend notwendig! Es ist daher nicht hilfreich, wenn dieser Kälteimpuls durch Eindecken des Pferdes quasi verhindert wird. Die sogenannten "Grainhaare", welche die "zweite" Schicht ergeben, können sich nur bei diesem Kälteimpuls entwickeln.

Auch ein "geschwitztes" Pferd benötigt keinesfalls immer eine "Eindeckung" zum sogenannten "Abschwitzen". Ein Abreiben mit Stroh und leichte Bewegung durch Führen des Pferdes ist allemal besser, denn durch das Abdecken wird das "Aufstellen" der Fellhaare und damit die Thermoregulation verhindert. Das Aufstellen der Fellhaare geschieht durch eine Art "Gänsehaut" und durch Schütteln des Pferdes. Beim Eindecken wird dieses "Aufstellen" der Fellhaare mit den sich hieraus ergebenden Effekt der natürlichen Thermoregulation verhindert. Hier der Link, der meine Feststellungen bestätigt:


Warum kann auf Pferdeflüsterer und sonstige
Gurus verzichtet werden?


Es ist hinlänglich bekannt, dass sich viele Pferdeleute in allen Reitweisen oft Rat und Anregung von einem sogenannten „Pferdeflüsterer“ und anderen Gurus der Branche erhoffen. Alles wird mal ausprobiert. Der eine schwört auf diese, der nächste auf die andere Methode. Tips und Ratschläge füllen ganze Bibliotheken und die Festlegungen auf bestimmte Methoden nehmen oft groteske Züge an. Immer wieder wird von neuen Erkenntnissen, besseren Zäumungen und idealen Sätteln und Ausrüstungsgegenständen gesprochen. Gerade die "Überfrachtung" mit den vielfältigen und komplexen   Anweisungen beim Reiten und bei der Ausbildung überfordern die meisten Menschen total, wenn sie die Reiterei nicht professionell ausüben. Hier gilt, ebenso wie bei der Fütterung: "Weniger ist mehr"! Die  "Gebrauchsreiterei" ist und muss "einfach" und "verständlich" mit seinen Hilfen und Anforderungen für "Pferd" und "Reiter" sein, um in der Praxis umgesetzt zu werden.


Bei den "Gurus" der Branche wird übersehen, dass das Rad schließlich nicht immer wieder neu erfunden werden muß. Jahrhundertelang haben die Gardians ihre Reittradition und ihre Zäumung sowie die Ausrüstungsgegenstände entwickelt und in der Praxis erprobt. Auch wenn wir als Freizeitreiter nicht die Anforderungen erfüllen müssen, die an einen aktiven Gardian im Einsatz beim Stiertreiben und Hüten der wilden Camargue-Stiere gestellt werden, so bietet die Philosophie dieser Reitweise jedoch auch dem Freizeitreiter die Möglichkeit,  eine optimale Sicherheit beim Reiten und absolute Beherschbarkeit und Kontrolle des Pferdes zu erreichen.

Es ist wahrlich kein Wunderwerk, ein Camargue-Pferd selbst einzureiten und auszubilden, wenn dies mit  Begeisterung für die Reitweise und konsequenter Umsetzung der  Tradition der Gardians erfolgt. Mit ein wenig "Fingerspitzengefühl" und mit einer normalen Begabung beim  Umgang mit dem  "Partner Pferd" ist dies durchaus leicht zu erreichen, insbesondere, wenn man auf den Rat eines erfahrenen Reiters der Gardian-Reitweise  hört.

Es muss aber ebenso deutlich gesagt werden, dass die Ausbildung eines Camargue-Pferdes in der Gardian-Reitweise viel Geduld und eine längere Ausbildungszeit benötigt. Die Ausbildung mit dem Cavecon sollte nicht vor dem 6. oder 7. Lebensjahr beendet sein, um es dann auch wirklich sauber und sensibel "einhändig" ohne Cavecon  reiten zu können.

Was versteht man unter "akademischer" Reitausbildung?

Hier muss zunächst einmal der Begriff  "akademisch" abgeklärt werden. Ich empfehle, dies durch eine Recherche der entsprechenden "Wikipedia"-Seite vorzunehmen. Hier wird deutlich, dass der Begriff nur auf Umwegen etwas mit "Reiten" gemein hat. Der Begriff bezieht sich zwar einerseits auf die Reitlehre der "alten" Rittmeister, wie 
François Robichon de la Guérinière (* 1688; † 1751) u.a. , anderseits heißt es bei Wickipedia wie folgt: "Außerdem wird als akademische Frage ein Problem bezeichnet, dessen Lösung nur eine geringe oder keine praktische Relevanz besitzt." So ist also der Begriff "Akademische Reitausbildung" etwas irreführend und sicher nicht geeignet, für eine praktische Ausbildung von Pferd und Reiter zu stehen.
 

Die Feinheiten der Gardian-Reitweise

Wir bieten Reitkurse in der Gardian-Reitweise zur Einführung an und vermitteln Ihnen dabei gerne die Grundlagen dieser Reitweise. Wenn Sie die Feinheiten der Gardian-Reitweise jedoch dann  nicht selbst als Autodidakt weiter erarbeiten können, ist es auch durchaus  ratsam, weitergehende  "professionelle Hilfe"  in Anspruch zu nehmen.

Es gibt  sowohl in Deutschland leider nur sehr wenige Reitbetriebe und Ausbilder, welche die tradtionelle Reitweise der Gardians beherschen und an Sie weitergeben können.

Ich kann Ihnen aus eigener leidvoller Erfahrung daher in Deutschland nur wenige Ausbilder und Reitbetriebe empfehlen. Einer davon ist Jean-Pierre Godest mit seinem "Centre Equestre Traditionnel". Jean-Pierre Godest hat auch mir die traditionelle Gardian-Reitweise vor über 20 Jahren nahe gebracht und mir als Seiteneinsteiger ermöglicht, diese wunderbare Tradition kennen und lieben zu lernen.

Auch in der Gardian-Reitweise gibt es zwei unterschiedliche Stilrichtungen

Ähnlich wie bei der Western-Reitweise "Kalifornisch/Texanisch" und  "Alt-kalifornisch" gibt es auch bei der Gardian-Reitweise zwei leicht unterschiedliche Stile. Neben der Tatsache, dass die Gardian-Reitweise eine reine Arbeitsreitweise ist, die sich ursprünglich durch die tägliche Arbeit der Stierhirten entwickelte und deren "Reitlehre" von Genaration zu Generation weitergegeben wurde, hat sich im 20. Jahrhundert auch ein als "modern" zu bezeichnender Stil entwickelt. Diese moderne "Reitlehre" und die Unterschiede zur alten authentischen Reitweise der Gardians hat der Manadies und diplomierte Reitlehrer Bernard Roche leicht verständlich in seinem Buch "L' equitation camargue" dargestellt. (Leider gibt es dieses Werk zur Zeit nur in der französischen Orginalfassung)  Auf Seite 18 wird der Sitz des Reiters der "alten"  und der Sitz des Reiters bei der "neuen" Reitweise mit entsprechenden Illustrationen gegenübergestellt.

Die feinen Unterschiede in der Gardian-Reitweise

Unterschiedliche Stilrichtungen ergeben sich auch daraus, dass die Reitweise der Gardians stets höchst "individuell" - also vom Reiter persönlich in seinen Feinheiten ausgelegt war und dies auch heute noch immer wieder zu beobachten ist.

Bei der "neuen" Sitzposition des Reiters liegt die Achse des Schwerpunktes nahezu senkrecht, wohingegen die Achse bei der alten Sitzposition leicht nach hinten verlagert ist. Gleichzeitig ist bei der "neuen" Sitzposition die Beinstellung entsprechend leicht angewinkelt aber insgesamt mit Stellung des Unterschenkels ebenso nahezu senkrecht. Die Steigbügellänge ist damit ebenfalls zwangsläufig etwas kürzer. Diese Sitzposition des Reiters ist für ein Reiten mit einem höheren Anspruch auf Dressurübungen sicher sinnvoll und praktikabel. Sie birgt jedoch die Gefahr, dass der Reiter dabei auf den wirklich "tiefen" Sitz verzichtet und damit der in der Gebrauchsreiterei geforderten Sicherheit und Effizienz der natürlichen Bewegungsbläufe entgegensteht.

Bei dem "alten und klassischen Stil" der Gardian-Reitweise ist das Bein also weitgehendst gestreckt, so dass damit auch zwangsläufig kein andauernder Kontakt zum Pferd mit dem Unterschenkel vorhanden ist und wie dies bei der Signalgebung einer Schenkelhilfe in der Signalreitweise der Gardians auch gewollt ist. Sowohl das  nahezu gestreckte Bein, welches durch die sehr leicht nach hinten geneigte Schwerpunktachse zwangsläufig leicht noch vorne gerichtet ist, wie auch in Verbindung mit dem damit erreichten "tiefen Sitz" wird eine einzusetzende Gewichtshilfe auch für den etwas ungeübten Freizeitreiter enorm erleichert.

Gerade für den Freizeitreiter - der üblicherweise nicht täglich im Sattel sitzt und auch keine höheren Ansprüche in Bezug auf Dressuraufgaben erreichen will - ist daher der alte und ursprüngliche Stil der Gardian-Reitweise die absolut bessere Option, erreicht er doch damit scheller und effizienter das Ziel, sein Pferd jederzeit unter Kontrolle zu haben - ohne einen besonderen Zwang auf das Pferd ausüben zu müssen.

Hierzu schrieb der bekannte Westernreiter und Ausbilder


"Jean-Claude Dysli"

 in Bezug auf die 
"Alt-Kalifornische Reitweise" folgendes:

 „Eines der wichtigsten Punkte in der Ausbildung der klassischen Kalifornischen Reitweise ist, dass das Pferd die angefragten Hilfen eigenständig lernt. Dass heißt: Lernt es die Zügelhilfen neu kennen, zupfe ich störend an dem Zügel, bis es selbst auf die Idee kommt, diese Irritation durch Nachgeben zu beenden. Lernt ein Pferd durch eigenständiges Herausfinden, wird es diese Anfrage mit Leichtigkeit ausführen und auch niemals vergessen. In der modernen Westernreitweise wird der Verstand des Pferdes oft ausgeblendet und der Körper des Pferdes durch Ziehen und immer wiederkehrendes Positionieren in eine Form gepresst. Diese Körperhaltung hat sich das Pferd aber nicht selber ausgesucht, sondern es wurde mechanisch - zum Beispiel durch Zügelhilfen - in diese Stellung gebracht.

Mein anhaltender Zug darf nie länger sein als 0,3 Sekunden, da ich ja Impulse geben möchte und nicht ziehen. Denn ein Pferd, das nur durch begrenzende Hilfen in eine Haltung gebracht wird, kann schnell wieder auseinander fallen. Das Vaquero-Pferd, das also durch Impulse und nicht durch Zug lernt, wird sehr leicht in seinen Reaktionen sein, was dem einhändigen Reiten - dem Ziel der Westernreitweise - später zu Gute kommt. Pferde, die durch Ziehen geritten werden, können meiner Meinung nach niemals die Leichtigkeit eines Bridle Horses erlangen.“

Auch hier wird also wieder eindrucksvoll deutlich, dass die Wirkungsweise des Cavecons, welches in der Gardian-Reitweise ein unerlässliches Ausbildungsinstrument ist, nur in der nicht abgepolsterten Ausführung seiner "leichten Impuls-Hilfe" gerecht wird.

Die Diskussion über den Einsatz des Caveçon bei der Ausbildung

Über Wirkungsweise und Einsatz des Cavecons wurde und wird immer wieder heftig diskutiert. Dabei berufen sich diejenigen, die das Cavecon als Auslildungszäumung ablehnen, immer wieder auf einige wenige Fälle, bei denen junge Pferde von nicht sehr feinfühligen Reitern viel zu früh an ansprochsvolle Aufgaben der Arbeitsreitweise herangeführt werden und sich dabei "unschöne" Szenen abspielen. Insbesondere in der Camargue wird von den  "Gelegenheitsgardians" noch nicht immer so sensibel  geritten, wie dies für unseren Partner Pferd zu wünschen wäre.

Leider müssen jedoch immer wieder diese Einzelfälle als  „Horrorgeschichte“ herhalten, um die Ablehnung des Cavecons zu begründen. Überall auf der Welt gibt es brutale und unsensible Menschen. Auch in der Camargue. Aber auch dort ist schon lange ein „Umdenken“ eingetreten und zu bemerken. Noch immer gibt es aber auch in der Camargue noch einzelne  Reiter, die dem „Missverständnis“ der Wirkungsweise zum Opfer fallen und dieses nicht sachgerecht und pferdeschonend einsetzen. Daher muss auch immer wieder auf die Wirkungsweise und das Missverständnis hingewiesen werden – und zwar sowohl hier in Deutschland, wie auch  in der Camargue. Selbstverständlich sieht man auch in der Camargue eine etwas größere Zahl von Einzelfällen, bei denen das Cavecon nicht korrekt eingesetzt wird, da dort die Zahl der Reiter und die Population des Camargue-Pferdes auch viel höher ist, als dies in Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern der Fall ist. Es ist daher unredlich, die Ablehnung immer wieder mit diesen Einzelfällen des unsachgemäßen Umgangs zu begründen. Es ist auch nicht fair, die Mehrzahl aller Reiterinnen und Reiter  „als unfähig, nicht lernfähig und brutal “ darzustellen. Diese Spezies bildet die Ausnahme und gehört sowieso nicht auf ein Pferd.

Insbesondere bei denjenigen Reitern, die eine "Turnierdisziplin Working Equitation" pflegen, fehlt häufig das Verständnis für das "Ausbildungsinstrument" Cavecon! Dabei ist die Szene der Turnierdisziplin WE  "weit entfernt von einer praxisorientierten Anwendung einer authentischen Arbeitsreitweise". Das Camargue-Pferd hat es mit Sicherheit nicht verdient, wenn ständig auf einige wenige Fälle verwiesen wird, bei denen das Cavecon nicht sachgerecht eingesetzt wurde.  Die Horrorgeschichten von „atemeinengender“ oder „verletzungsbedingter“ Qual sind auch  nicht geeignet, eine sachliche Debatte um ein korrektes Verständnis der Wirkungsweise des Cavecons zu führen. Die meisten Verletzungen durch das nicht gepolsterte oder auch gepolsterte Cavecon entstehen durch unsachgemäße Handhabung insbesondere durch das Anbinden  der Pferde mit dem Cavecon. Das Pferd sollte daher n i e m a l s mit einem Cavecon angebunden werden. Auch beim Longieren mit einem Cavecon ist äußerste Vorsicht geboten. Dies sollte nur von einem erfahrenen Ausbilder durchgeführt werden und wenn das Pferd zuvor schon mehrfach nur mit „Stimme“ und/oder mit Halfter longiert wurde!

Zum Thema "Ausbildung" liest sich ein Kernsatz in der "Ecole de Cavalerie" sinngemäß  wie folgt:

"Die Ausbildung von Pferd und Reiter richtet sich immer nach den persönlichen Ansprüchen des Reiters und dem Verwendungszweck des Pferdes"


Der richtige Sitz in der Arbeitsreitweise

Alle Arbeitsreitweisen haben zwei Dinge gemeinsam: Die "einhändige" Zügelführung und das "Aussitzen" in allen Gangarten! Insbesondere für das "Aussitzen" ist es daher unerlässlich, auch einen entsprechenden "tiefen" Sitz einzunehmen. Hierzu werden auch bei allen authentischen  Arbeitsreitweisen entsprechende Sättel verwendet, die diesen perfekten "tiefen" Sitz ermöglichen.

Am Beispiel der Gardians mit ihren traditionellen Sätteln der Camargue zeigt sich der ideale Sitz durch ein fast ganz  gestrecktes und leicht nach vorne gerichtetes Bein, so dass die Schwerpunktachse des Reiters insgesamt von der Senkrechten leicht nach hinten gerichtet ist. Dies hat auch fast zwangsläufig zur Folge, dass der Unterschenkel immer vom Pferd ferngehalten wird und nicht "verwahrt", wie dies bei der englischen Reitweise nahezu immer der Fall ist.

Diese Sitzposition wird in der Praxis und von einzelnen Reitern - wie bereits erwähnt - oft individuell in einem "persönlichen Stil" auch leicht variiert. So wird heute bei einer Bevorzugung von Dressurübungen das Bein nicht mehr annähernd vollständig gestreckt. Hier allerdings mit dem Nachteil, dass dann auch ein "verhaltener" Kontakt mit dem Unterschenkel am Pferdebauch in Kauf genommen wird, welcher der reinen Signalreitweise jedoch etwas entgegenstehtt. Auch die Gewichtshilfen sind bei einem tiefen Sitz und dem Schwerpunkt hinter der Senkrechten leichter auszuführen und zu kontrollieren.

Der "klassisch-traditionelle" -  also der Sitz, wie er früher  für die Arbeitsreitweise der Gardians üblich war - ist dem "neuzeitlicheren" Sitz insbesondere auch bei nicht so sehr sicheren und geübten Reitern vorzuziehen.
 

Die Gardian-Reitweise ist eine reine Signalreitweise.

Wie alle Arbeitsreitweisen, ist die Gardian-Reitweise eine reine Signalreitweise. Im Gegensatz zur  "englischen Reitweise" wird bei der Signal-Reitweise  dem Pferd nur dann eine Hilfe (ein Signal) gegeben, wenn  eine Änderung seines Bewegungsablaufes durch den Reiter gefordert wird.

Das besondere am Signalreiten ist also, dass der Reiter immer nur dann auf das Pferd durch Hilfen einwirkt, wenn er dem Pferd eine Aufforderung geben möchte und damit ohne permanente "Anlehung" der Zügel geritten wird..

Im Gegensatz zur englischen Reitweise, bei der das Pferd ständig unter Anlehung mit dem Reiter steht, hat das Signalreiten den überragenden Vorteil, dass der Reiter nur durch kurze und eindeutige Signale (Impulse)  eine "Botschaft" an das Pferd weitergibt, ansonsten aber keine lange und durchgängige Hilfen beim Reiten benötigt. So wird er also beim Antraben dem Pferd nur einmal einen feinen Impuls geben und sich danach passiv verhalten. Damit wird auch klar, warum die Signalreitweise nicht nur bei allen Arbeitreitweisen unerlässlich ist, sondern auch bei der Ausbildung junger Pferde äußerst hilfreich und sinnvoll ist. Gerade junge Pferde können so auf leichteste Hilfen ausgebildet werden und die Grundlage für eine solide Ausbildung zu erreichen. Alle Pferde, die in der Signalreitweise ausgebildet und geritten werden, verfügen in der Regel über die erforderliche Lockerheit und Sensibilität, die gerade auch bei Freizeitreitern gewünscht ist.

Der Begriff des "Signing"

"Signing" bedeutet "zeigen" und und ist also wesentlicher Bestandteil der sogenannten "Signalreitweise. Bei der Signalreitweise sind die Pferde also immer nur dann unter Anspannung, wenn der Reiter kurze und eindeutige Hilfen gibt. Im übrigen bewegen sich die Pferde dann unter dem Sattel durchgängig und gelassen, so dass sie auch ihr Gleichgewicht besser unter Kontrolle bringen können. Die Pferde können sich bei den Impulshilfen der Signalreitweise freier ausbalancieren und ins Gleichgewicht gelangen. Es wird damit klar, dass gerade bei jungen und in Ausbildung befindlichen Pferden diese Reitweise vorzuziehen ist. Sie bildet auch für spätere Dressur- oder Springpferde die beste Voraussetzung, dass diese Pferde durchgängig und locker ihr Gleichgewicht finden, ohne den nervlichen Belastungen einer ständigen Anlehnung ausgesetzt zu sein.

Auch für Distanzpferde bietet das Signalreiten beste Voraussetzungen, denn das Pferd hat bei der Signalreitweise eine sehr natürliche Haltung und wird damit auf langen Ritten vom Reiter entlastet und geschont.

Die Signalreitweise sollte aber auch konsequent und eindeutig Anwendung finden und die Hilfen stets kurz und eindeutig gegeben werden. Der Reiter sollte das Pferd daher nicht "an den Zügel stellen" und absolut vermeiden, an den Gebisszügeln zu ziehen, um so einen Druck auf das Pferdemaul für die Kopfstellung auszuüben.

Auch sollte der Signalreiter "unklare" Hilfen durch Ziehen am Gebisszügel stets vermeiden, wenn er die Vorteile der Signalreitweise erreichen möchte. Die Hilfen sollten immer klar und eindeutig sein, damit Reiter und Pferd sich auch "eindeutig verstehen"!


Auch der etwas ungeübte Reiter kann daher mit dieser Reitweise beste Ergebnisse erzielen, denn die Signalreitweise ist eigentlich sehr einfach und bequem durchzusetzen. Sie basiert schließlich auf den natürlichen Bewegungsabläufen des Pferdes und der jahrhunderte alten Erfahrung und Tradition der Gebrauchsreiterei.

Zusammenfassend kann nochmals festgestellt  werden:
  • Das Signalreiten ist einfach und effizient.
  • Es ist auch für weniger geübte Reiter leicht und erfolgreich zu bewältigen.
  • Die Hilfen werden kurz und deutlich und damit auch für das Pferd eindeutig gegeben.
  • Der Reiter kann sich auf diese kurzen Hilfen konzentrieren und muss nicht ständig das Pferd arbeiten, um ein Erfolgserlebnis für sich und das Pferd zu erreichen.
  • Die Pferde reagieren auf leichteste, nur impulsartige Hilfen ohne permanente Zügelanlehnung und haben bei jedem Vollzug der Hilfen ein unmittelbares Erfolgserlebnis.
  • Die Signalreitweise ist für Freizeitreiter eine der besten Voraussetzungen, das Pferd auf sichere Weise unter absoluter Kontrolle zu haben
Bei der seit Jahrhunderten bewährten Gebrauchsreiterei ist die Signalreitweise fester und unabdingbarer Bestandteil!

Bei allen bekannten Arbeitsreitweisen  sind die Impulshilfen des Signalreitens Grundlage der Ausbildung von Pferd und Reiter.

Warum eine permanente "Anlehnung" insbesondere bei einer Arbeitsreitweise nicht zum Erfolg führt

Lesen Sie hierzu den nachfolgenden interessanten und gut erklärten Beitrag unter


Und hier einige Filme, welche die Reitweise in der Praxis der Gardians eindrucksvoll zeigen:


Dieser Beitrag wird in "provencalischer Sprache" kommentiert!

Gebisslose Zäumung und die Ausbildung

Eine gebisslose Zäumung wird von einigen Freizeitreitern bevorzugt, weil sie glauben, damit das Pferdemaul zu schonen. Grundsätzlich kann hierzu folgendes gesagt werden:

In der Praxis scheitert eine gebisslose Zäumung bereits bei der Ausbildung des Pferdes und der Unfähigkeit der Reiter, Tempiregulierung und Kopfstellung gemeinsam über die Pferdenase vernünftig und effizient in Einklang zu bringen. Da die Kopfstellung des Pferdes über die Nasenhilfe erfolgen soll, gleichzeitig aber auch der Impuls für Tempo und Gangart, bietet sich dem Pferd kein wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Hilfen an.

Alle gebisslosen Zäumungen wie das Glücksrad und andere "Neuerfindungen" wirken daher wie ein einfaches Stall- oder Knotenhalfter, mit dem es nur mit sehr viel Geduld, Ausdauer  und Sensibilität gelingen wird, ein Pferd auf einhändige Zügelführung sicher und erfolgreich auszubilden.

Sollte Ihr Pferd jedoch bereits erfolgreich auf einhändige Zügelführung ausgebildet sein, können Freizeitreiter, die keine besonderen Ansprüche in Bezug auf Sicherheit und Kontrolle ihres Pferdes stellen,  durchaus erfolgreich ihr Pferd mit gebissloser Zäumung reiten. Es kommt dabei jedoch immer auf die vorliegenden Gegebenheiten und persönlichen  Ansprüche des Reiters an!

Hierzu ist bei Facebook unter der Gruppe "Simply fair - gebisslos reiten" eine sehr interessante und verständliche Darstellung der Problematik für Freizeitreiter erschienen:

Karin Hufschmid: Ja und nein. Einreiten und im Gelände bummeln ja, unbedingt gebisslos. Für die Gesundheit gutes Reiten mit Gebiss.
Man kann Pferde, v.a. mit idealem Gebäude und ohne Altlasten, und erst recht wenn sie sich von sich aus gerne präsentieren, mit viel guter Reiterei auch ohne alles versammelt reiten, v.a. wenn sie es vorher mit Gebiss gelernt haben und man es "nur" abrufen muss.
Ich finde es aber falsch, sich die gebisslose Ausbildung zum Ziel zu machen, ausser man hat viel Ahnung und reiterliches Können. Es ist MIT Gebiss schwierig genug, ein Pferd schnell genug auf einen gesunden Ausbildungsstand zu bringen. Wer das gebisslos versucht, läuft Gefahr, es nicht zügig genug hinzukriegen und dem Pferd mehr zu schaden als nützen. Wer dennoch ganz aufs Metall verzichten will, soll lieber bei der Bodenarbeit bleiben. (Wer mir das Gegenteil beweisen möchte, nenne mir nicht-berufliche Reiter, die das können ).
Hingegen sehe ich kein Problem darin (halte es sogar für sehr erstrebenswert), das Pferd zB im Gelände (oder bei guter Ausbildung generell) gebisslos zu reiten und nur bei Bedarf mit Gebiss mal wieder mehr Korrektheit der Lektionen zu erarbeiten.
Ich bin der Meinung, dass ein korrekt und sehr einfühlsam verwendetes Gebiss dem Pferd kein Unbehagen bereitet - und es ganz sicher psychisch wie auch physisch weniger belastet als das Tragen des Reiters. (Wiederum, wer ganz korrekt sein will, darf nicht reiten.)
Leider verwenden sehr viel mehr Reiter viel Energie darauf, alles vermeintlich fair und deshalb gebisslos zu machen, als auf die sinnvolle stetige Entwicklung des Reitpferdes, Muskelaufbau und -erhalt.
Ich plädiere für eine Kombination. Pferd und Reiter sollten BEIDE ihre Grundausbildung ohne Gebiss erfahren. Der Reiter, bis er seine Hände unter Kontrolle hat und einigermassen ausbalanciert sitzt, und das Pferd, bis es sich zu 90% ohne Zügeleinsatz kontrollieren lässt, sowohl Richtung als auch Gangart und Geschwindigkeit, und es durch den gröbsten Zahnwechsel durch ist. Dann die weitere Reitpferde-Ausbildung mit Gebiss, um baldmöglichst ein gesund tragfähiges Reitpferd zu formen, einigermassen gerade gerichtet, die Biegung kennend und die Hinterhand gut nutzend. Ab dann kann es - je nach Gebäude, Reiterkönnen und Vorgeschichte - wieder mehr oder weniger gebisslos geritten werden.
Wie immer gilt auch beim Gebiss: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Und wie immer KANN Dogmatismus nicht die beste Lösung sein - dazu sind Pferde und Menschen zu individuell verschieden.

Mein Kommentar hierzu: Bernhard F. Franke: Der Beitrag von Karin Hufschmid spricht mir aus dem Herzen! Sehr gut erläutert, warum "gebisslos" alleine nicht ausreicht, ein Pferd so auszubilden, dass es unter dem Reiter auch unter Kontrolle bleibt. Die Philosophie der Gardians, den Stierhirten aus der Camargue, entspricht genau diesem Gedanken "sowenig wie möglich - so viel wie nötig - mit Zügelanlehnung zu reiten!

Gebisslos ist nicht alternativlos!

Gebisslos ist bestimmt nicht alternativlos. Auch mit einer Kandare lässt sich ein Pferd "fair" behandeln und reiten, wenn man die Signalreitweise konsequent umsetzt. Gerade für den Freizeitreiter, der keine tägliche Praxis pflegt,  ist es nicht immer einfach, sein Pferd gebisslos sicher zu führen und in und in jeder Situation sicher zu beherschen. Reitet er gebisslos, wird dies zum Risiko für Pferd und Reiter.

Wie ist es mit der Sicherheit bei gebisslosem Reiten bestellt?

Die Sicherheit und absolute Kontrolle kann bei einer gebisslosen Reitweise nicht gewährleistet werden. Daher lehnen auch viele Versicherer eine Haftung bei Unfällen ab. Dies mit Recht, denn eine gebisslose Zäumung kann in Gefahrensituationen niemals die Kontrolle über das Pferd geben, wie dies bei Gebisszäumung der Fall ist.

Wir kennen alle die Aussage bei Hundehaltern: "Der macht nichts - der will nur spielen"! Und dann passiert es doch: Das Tier hört nicht und gerät außer Kontrolle! Dann hört man immer vom Hundehalter: "Das hat er noch nie gemacht"! Aber dann ist es immer zu spät - um Schaden zu vermeiden. Genau so kann und wird es einmal bei Reitern, die gebisslos reiten, passieren - denn ein Pferd ist bekanntlich weit weniger "domestiziert" - als Hunde - und sie "hören/gehorchen" nicht, sondern sie benötigen eine klare und deutliche Hilfe durch den Reiter. Dies alles sollte jeder bedenken, wenn er "gebisslos" mit seinem Pferd unterwegs ist, denn unvorhersehbare durch Fremdeinflüsse/andereReiter/andere Pferde können das gebisslose Pferd unbeherschbar machen!

Bei der Kombination von Kappzaum und Gebiss wird das Pferd in der Ausbildung sensibilisiert, so dass später das Gebiss nur bei leichtester Anlehnung als Hilfe eingesetzt werden muss, aber im Notfall auch eine absolute Kontrolle gewährleistet.

 

Gebissloses Reiten

Wenn ein Pferd "gebisslos" geritten werden soll, ist zunächst die Ausbildung genau so vorzunehmen, wie sie in der Gardian-Reitweise erfolgt. Die Zäumung ist dabei zunächst einmal  nicht ausschlaggebend. Vielmehr sollte das Pfverd gerade auch hierbei ausschließlich "auf Impuls" geritten werden. Siehe hierzug das "Signing" in der Signalreitweise. Bevor man hierbei jedoch mit den unterschiedlichsten Zäumungen beginnt, sollte man ein einfaches Knotenhalfter einsetzen, denn damit ist eine Signalwirkung deutlich und  "gewaltfrei"  zu erzielen. Soll die Ausbildung ohne Cavecon aber  mit Kandare oder einem andren Gebiss erfolgen, kann man auch die „4. Zügel“ einfach in die seitlichen Ringe eines Kopfstückes einhängen, um die Wirkung eines Pluvinel-Kappzaums zu erzielen, denn der Nasenriemen wirkt dann genau so wie dieser Kappzaum.

Das "Cavecon" der Gardians ist für eine "gewaltfreie"  Ausbildung in der Signalreitweise jedoch sicher am besten geeignet, eine "Signalwirkung mit leichter Hand" zu erreichen.

Siehe hierzu auch unter "Das elementare Missverständnis mit dem Cevecon und der Kandare"!

Reiten ohne Sattel

Das Reiten ohne Sattel erfordert eine sichere Balance und viel Übung, um dies gefahrlos auszuüben. Aber auch bei sehr sportlichen Reitern ist ein Reiten ohne Sattel selbstverständlich immer gefahrvoller als das Reiten mit Sattel. Insbesondere bei Ausritten und in Gruppen oder bei der Arbeit kann ein Reiten ohne Sattel daher keinesfalls empfohlen werden. Zum  "Reiten an der Longe" ist dieses jedoch hilfreich, die Fähigkeit einer guten Balance des Reiters zu üben. Das Reiten ohne Sattel fördert die Balance und zwingt zu einem tiefen Sitz - Voraussetzung für das spätere Reiten mit Sattel ist aber immer die mentale Einstellung zur Sitzposition.

Springen mit Camargue-Pferden.

Manchmal wird die Frage gestellt, ob man mit Camargue-Pferden auch den Springsport ausüben kann. Hier ist ganz deutlich zu sagen, dass sich Camargue-Pferde wahrlich nicht für diesen Sport eignen, da aufgrund der Anatomie des Camargue-Pferdes (kurzer Rücken, kurze Beine) dieses niemals besondere Erfolge in Bezug auf die Höhe der übersprungenen Hindernisse zeigen wird. Springwettbewerbe bis zur Klasse "S" sind mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu erreichen. Das heißt jedoch nicht, dass man auch mit einem Camargue-Pferde einen Geländeparcour mit Sprunghindernissen bewältigen kann. Allerdings ist auch ganz klar festzustellen, dass  die Sättel der Gardians nicht für höhere Sprünge geeigent sind. Einen Graben zu überspringen, dürfte dagegen keine Schwierigkeiten bereiten.

Zu bedenken beim Springen von Pferden ist grundsätzlich, dass Pferde aufgrund ihrer
natürlichen Neigungen und angeborenen Vorsicht, immer einem Hinderniss ausweichen und einen Sprung grundsätzlich vermeiden werden!

Wer also ein Springpferd sucht, sollte sich besser einer anderen Rasse zuwenden.


Fahren mit Camargue-Pferden

Camargue-Pferde eigenen sich wegen ihrer Wendigkeit und ihres gelassenen Charakters ausgezeichnet auch für den Fahrsport! Es gibt auch hier in Deutschland eingie Fahrer, die mehrspännig fahren und erfolgreich am Turniersport der Fahrer teilnehmen. Wenn auch der Gardian - der mit seinen Camargue-Pferden ein besonders inniges Verhältnis als Stierpferd unterhält - sich nicht so ohne weitreres mit dem Gedanken anfreunden kann, dass diese einzigartigen Stierpferde vor ein Kutsche gespannt werden, so zeigt das folgende Video aus dem Ursprungsgebiet doch, welche Leistungen auch hier von Camargue-Pferden möglich sind. Vergessen wir also einmal die Aussage eines Gardians: " Mein Pferd kommt nicht vor eine Kutsche - denn dorthin gehört nur ein Esel!" Auch die alten Römer wussten jedoch, warum sie diese schnellen und wendigen Pferde aus der Camargue bei ihren Wagenrennen in den Arenen einsetzten. Seht hier also, wie schnell und wendig diese Pferde sind:

und
Ausbildung von Pferd und Reiter selbst in die Hand nehmen!

Als Züchter empfehle ich Ihnen aber auch eine  Grundausbildung selbst oder mit partiell professionelller Hilfe vorzunehmen. Ich kann Ihnen hierbei mit einem Einführungskurs in die Gardian-Reitweise das nötige Grundwissen und die "Philosophie" dieser Reitweise vermitteln. Fragen Sie bei mir an, um einen passenden Termin zu vereinbaren.

Das "Einreiten" eines jungen Pferde erfordert jedoch eine intensive, geduldige und konsequente Ausbildung des Pferdes und ein gewisses Maß an Erfahrung des Ausbilders. Obwohl auch der Reiter  bei der Ausbildung seines Pferdes grundsätzlich am Fortschritt der Ausbildung teilnimmt und das Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd sowieso immer erforderlich ist, kann es auch sinnvoll sein, einen erfahrenen Ausbildung mit der Grundausbildung eines jungen Pferdes zu beauftragen. Hier sollte man sich jedoch immer ein genaues Bild von dem Ausbilder und "seiner" Philosophie machen und die eigenen Anforderungen auch klar definieren, damit sie später die Ausbildung mit Ihrem Pferd weiterführen können, um das gesteckte Ziel auch sicher zu erreichen.

Die "Ausbildung des Reiters" muss dabei im Vordergrund stehen

Bei der Ausbildung ist die "Ausbildung des Reiters" ein immanent wichtiger Bestandteil. Nur wenn Reiter oder Reiterin die Theorie und die Philosophie der Ausbildung verinnerlicht hat, kann die Ausbildung von Pferd und Reiter erfolgreich sein. Die praktischen Fähigkeiten durch "Übung in der Praxis" zu erlernen und zu vervollkommnen, ist dabei der einfachste und "leichteste" Teil der Ausbildung. Hier spielt die "Persönlichkeit" des Reiters oder der Reiterin ebenfalls eine gewichtige Rolle. Es ist häufig zu beobachten, dass bereits der Umgang mit dem "Lebewesen" Pferd für Manche  ein Problem darstellt. Die intensive Befassung mit der Philosophie und Theorie der Reitweise ist daher unerlässlich. Hier kann es für den Reiter oder die Reiterin zweckmäßig sein, ebenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn oftmals fehlt es bei Reitern und Reiterinnen an "Selbstvertrauen" und damit auch daran, dem "Partner" Pferd das notwendige Vertrauen entgegenzubringen, damit das "gegenseitige" Vertrauen aufgebaut werden kann.

Unsere Ausbildungskurse beinhalten daher stets die Förderung des Selbstvertrauens der Reiterinnen und Reiter.



Das Verhalten von Pferden im allgemeinen und von Camargue-Pferden im besonderen

Pferde sind, wie bekannt, "Fluchttiere", so dass ihr Verhalten immer unter diesem Gesichtspunkt zu deuten ist. Gehe ich also auf ein Pferd zu, weicht es dieser Annäherung im allgemeinen aus. Daher auch die "Empfehlung": Wenn ein Pferd sich der Annäherung entzieht, muss der Mensch sich von ihm abwenden; d. h., er wendet sich ab und zeigt dem Pferd seinen Rücken. Es wird dann nicht lange dauern, bis das Pferd die Nähe zum Menschen sucht, denn es ist schließlich ein "Herdentier", also kein Einzelgänger.

Daher ist es auch von ausschlaggebender Bedeutung, dass Pferde im "Herdenverbund" aufwachsen und nach Möglichkeit auch später so gehalten werden. Hierbei entwickelt sich das "soziale Verhalten" der Pferde, so dass damit bereits eine wesentliche Grundlage  der "Ausbildung" mit der Fähigkeit eines verlässlichen Umgangs mit dem Pferd geschaffen wird.

Auch die Genetik einer Pferderasse ist selbstverständlich von ausschlaggebender Bedeutung. Dies wird bei der Rasse "Camargue" besonders deutlich. Camargue-Pferde haben einen ausgeprägten "Cow sens", d. h., sie können selbstständig einschätzen, wie sie auf das Zusammentreffen mit den schwarzen Rindern der Camargue reagieren. Die "Gardians" - die Rinderhirten der Camargue - überlassen daher ihren Arbeitspferden ein Stückweit die Initiative beim Einfangen und dem Umgang mit den schnellen und halbwilden Stieren. 

Eine Eigenschaft der Camargue-Pferde macht besonders die genetischen Eigenschaften deutlich: Camargue-Pferde sind die Pferde aus dem Schwemmland des Mündungsdeltas der Rhone. Hier bilden sich ständig neue und unvorhersehbare  sumpfähnliche Gegebenheiten des Bodens. Das Camargue-Pferd wäre daher - würde es bei einem "Erschrecken" panikartig davon galoppieren, ziemlich schnell "verloren", in dem es in diese sumpfähnlichen Bodenlöcher versinken und dabei untergehen würde. Es ist daher bei jedem reinblütigen Camargue-Pferd zu beobachten, dass es bei einem "Erschrecken" nur ein oder zwei "Galoppsprünge" macht und es dann wie angewurzelt stehen bleibt, um zunächst die "Ursache des Erschreckens" festzustellen. Insbesondere "unter dem Sattel" des Reiters ist dies immer wieder "faszinierend"  zu beobachten.

Auch bei einem Ausritt, der über Straßen oder Wege führt, kann immer wieder festgestellt werden, dass Camargue-Pferde die unter der Erde liegenden Wasserführenden Stellen - ohne dass hierauf ergendwelche Anzeichen sichtbar wären - erkennen und durch ihr Verhalten "signalisieren".

Ebenfalls fasszinierend ist es, dass Camargue-Pferde keinerlei Probleme haben, wenn sie  in einer Gruppe von Pferden - Steigbügel an Steigbögel - und im engsten Abstand voneinander, geritten werden  ohne dass es zu Schwierigkeiten kommt. Dies ist ebenfalls auf die Genetik und die Haltung im Herdenverbund zurückzuführen.

Eigenschaften des Camargue-Pferdes

Die "Gardians" - die Stierhirten der Camargue sagen: " Pferde mit Wirbel oberhalb der Augenlinie sind nicht für die verlässliche Arbeit beim Stiereinfangen zu gebrauchen!"

Ausbilder und Ausbildungsbetriebe


Hier können wir Ihnen den Ausbildungsbetrieb Gestüt Halberg von Eva Köhler bestens empfehlen. Eva Köhler hat für  unsere  Kunden schon viele Pferde ausgebildet. Dort wird Ihr Pferd solide und sensibel grundausgebildet und Sie selbst können dort ebenfalls einen Reitkurs belegen, um dann in der Folge die Gardian-Reitweise zu erlernen.

Weiteres über den Ausbildungbetrieb von Eva Köhler finden Sie unter

www.gestuet-halberg.de

Ein weiterer Ausbildungsbetrieb in der klassischen "Gardian-Reitweise" ist das "Centre Equestre Traditionell" von Jean-Pierre Godest und Hedi Sackenreuther in Horb bei Stuttgart. Dort können Sie in Grundkursen die Philosophie der "Gardian-Reitweise" erlernen und verinnerlichen. Jean-Pierre Godest ist einer der wenigen wirklich traditionell geprägten Ausbilder in Deutschland. Für weitere Informationen klicken Sie unter

                                                  www.flambeo.de

In der nahen Schweiz finden Sie ebenfalls eine Möglichkeit, die Gardian-Reitweise authentisch auf der "Mas du Sapin" kennenzulernen. Sie können dies auch mit einem schönen Urlaub verbinden.  Kinder werden dort ebenfalls betreut und ausgebildet.  Klicken Sie unter

www.camargue.ch

André Unkauf ist einer der wenigen Ausbilder, der die wirklich authentische Reitweise der Gardians lehrt und konsequent in sanfter Art und Weise ausübt.

Sehen Sie hierzu den interessanten Beitrag des Schweizerischen Fernsehens, der 2008 gesendet wurde und Aufschluss über die auch von uns vertretene Art der Ausbildung zeigt:

                                  Der Beitrag des Schweizerischen Fernsehens  

  und          André Unkauf

André Unkauf 2

Weiterhin kann ich in Frankreich, dem Ursprungsgebiet der Gardian-Reitweise, Ihnen den Reit und Ausbildungbetrieb von Bernard Roche und seiner Frau Nina bestens empfehlen. Näheres finden Sie unter

www.masdesiscles.com

Diese vorgenannten Ausbildungsbetriebe werden Ihr Pferd und/oder Sie als Reiterin oder Reiter in der klassischen Arbeitsreitweise, die auch als "Signalreitweise" bezeichnet wird, ausbilden und Ihnen die theoretischen Grundlagen dieser Reitweise vorstellen. Sie als Reiter oder Reiterin müssen dann selbst diese Kenntnisse in der  Zukunft Ihres Reiterlebens verinnerlichen und konsequent beibehalten, um einen nachhaltigen Erfolg zu haben.

Alles weitere zeigt sich dann an Ihrem persönlichen Ehrgeiz und Ihren persönlichen Fähigkeiten, die Sie selbst trainieren und fördern müssen. Es ist also im Grunde ganz einfach und Sie benötigen keine weiteren "Gurus" oder "Experten mit neuen Philosophien"!

Wenn Sie die Theorie der Gardian-Reitweise konsequent in die Praxis umsetzen, können Sie diese Reitweise problemlos erlernen und mit Ihrem Pferd umsetzen. Wir helfen Ihnen gerne dabei, in dem wir Ihnen diese Reitweise demonstrieren und Ihnen die Philosophie dieser Reitweise erklären. Schon seit vielen Jahren haben wir die  Gardian-Reitweise bei Messen und Ausstellungen vorgestellt und den Käufern unserer Nachzuchtpferde damit erfolgreich geholfen!

Die Freiheitsdressur von Camargue-Pferden ist außerordentlich erfolgreich!

Eine Freiheitsdressur von Camargue-Pferden ist infolge des aufmerksamen und verlässlichen Charakters dieser Pferde sehr erfolgreich. Sowohl im circensischen Bereich wie auch bei den Darbietungen von "Lorenzo, Pignon & Co." zeigt sich dies immer wieder. Hier bietet auch ein Profi seine Hilfe an. Klicken Sie unter


Schule für Freiheitsdressur

um hierüber näheres zu erfahren.


Reiten in der Camargue als Tourist.

Nicht alle touristischen  Reitbetriebe  in der Camargue
sind jedoch in vollem Umfang zu empfehlen.  Leider muss immer wieder festgestellt werden, daß die auf den Tourismus ausgerichteten Betriebe mit ihrer "Promenade à Cheval"  nicht die notwendige und gewünschte Sensibilität im Umgang mit den dort eingesetzte Pferden zeigen.  Die dort eingesetzen  Pferde sind auch nicht immer reinrassige Camargue-Pferde und vilefach ist die Ausrüstung dieser Pferde  mangelhaft! So werden dort teilweise "billigste" Sättel aus Kunststoff eingesetzt, die keinerlei Polsterung für den Pferderücken aufweisen. Obwohl bei diesen Sätteln ebenfalls eine mehr oder weniger gepolsterte Satteldecke verwendet wird,  kann sich der Sattel nicht an den individuellen Pferderücken anpassen und den Druck abfedern, so dass sich auf dem Pferderücken Druckstellen und damit Schäden am Pferderücken nicht vermeiden lassen. Auch wird Ihnen dort selbst als Reiter einiges zugemutet, was Ihre erwartete Freude dann sicherlich schmälern wird.


Einen Ausritt mit solch ausgerüsteten Pferden sollte man daher grundsätzlich ablehnen!

Ein schönes Urlaubsziel ist ebenfalls die "Ile d'Oleron" an der französischen Atlantikküste. Hier finden Sie auch Gelegenheit, mit Camargue-Pferden Ihren Urlaub zu verbringen. Auf kilometerlangen Reitwegen durch die Pinienwälder dieser schönen, mit einer Brücke vom Festland erreichbaren Insel können Sie einen Ritt auf einem Camargue-Pferd in vollen Zügen genießen. Auch ich habe hier viele Jahre einen traumhaften Urlaub mit meinen Pferden verbracht. Aber auch, wenn Sie hier nicht mit Ihrem eigenen Pferd diese schöne Natur genießen können, haben Sie die Möglichkeit, dort mit gut ausgebildeten Camargue-Pferden Ausritte zu buchen.

Weitere Informationen über einen Aufenthalt auf der Ile d' Oleron finden Sie unter




Freizeitreiten mit Camargue-Pferden.

Eine kleine Gruppe der Camargue-Pferde-Besitzer reitet auch in der nicht tradionellen Weise! Auch dies ist selbstverständlich möglich und bereitet den Reiterinnen und Reitern keinerlei Probleme. Auf Grund des sehr ausgeglichenen Charakters der Camargue-Pferde sind sie in jeder Reitweise einsetzbar. Vor allen Dingen sind sie jedoch ein Kumpel, auf den man sich verlassen kann und der mit seinem Reiter notfalls auch "durchs Feuer geht", wie Ihr es hier sehen könnt:



Die außergewöhnlichen Eigenschaften des Camargue-Pferdes kommen jedoch in der tradionellen Gardian-Reitweise und mit der vorgehend im einzelnen beschriebenen Zäumung am besten zur Geltung. Auch die Sättel der Gardians bieten dem angagierten Freizeitreiter die optimale Sicherheit und Ausbildungsbasis. Wenn die angagierte Freizeitreiterin aus Kostengründen oder/und wegen des relativ hohen Gewichtes eines orginal Camargue-Sattels eine Alternativlösung sucht, ist sehr deutlich folgende Empfehlung auszusprechen:

Versuchen Sie einen geeigneten "Westernsattel" zu finden, da dieser einem original Camargue-Sattel am ähnlichsten in der Funktionsweise entspricht. Dies wiederum aus folgenden Gründen:

Die Arbeitsreitweise sowohl der Gardians wie auch der anderen authentischen Arbeitsreitweisen erfordert vom Reiter einen tiefen Sitz und damit einen nahe am Pferderücken liegenden Schwerpunkt. Nur damit erreichen Sie, dass Ihr Pferd auf Ihre Gewichtshilfen optimal reagiert und Ihnen die gewünschte Sicherheit bietet. Als Steigbügel sollten Sie dabei ebenfalls unbedingt die orginal Camargue-Steigbügel verwenden, denn nur damit können Sie Ihren tiefen Sitz erreichen. Englische Steigbügel ermöglichen es nicht, Ihre Füße so zu positionieren, damit Sie den tiefen Sitz im Sattel einnehmen, denn Sie laufen damit Gefahr, dass die englischen Steigbügel bis zum Absatz Ihrer Schuhe durchrutschen!

Eine weitere Alternative zum original Gardian-Sattel sind die von der Firma Malibaud in Zusammenarbeit mit Sadko Solinsky entwickelten Wanderreitsättel. Sie sind leicht und preiswerter,  bieten jedoch noch eine  angemessene Auflage für den Pferderücken. Sie können sich durch den nachstehenden Link über das Angebot der Firma Malibaud umfassend informieren:




Aber auch die mittlerweile in Frankreich angebotenen leichteren Ausführungen des orginal Gardian-Sattels mit Kunststoffbaum oder der als Dressursattel angebotene "Demi-Gardian" bzw.  "Selle-Dressage", der zwar nicht preiswerter ist, jedoch eine erhebliche Gewichtseinsparung bietet, ist selbstverständlich absolut zu empfehlen. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn die Herkunft des Sattels aus ungewisser Quelle stammt oder der Sattel nicht in Frankreich hergestellt wurde!

 Auch in Deutschland wird seit einiger Zeit von der Firma Rieser

www.rieser-sattel.de

ein ähnlicher Sattel angeboten und auf Bestellung gefertigt. Das Orginal bleibt jedoch das Orginal!

Andere Sättel, die für Sportpferde angeboten werden, wie z.B. Vielseitigkeitssättel sollten Sie in jedem Fall vermeiden, denn damit können Sie den gewünschten Sitz und die erforderliche Sicherheit für eine Arbeitsreitweise und in der Freizeitreitweise "Working Equitation" kaum erreichen.

Ausbildung unserer Pferde.


Bei den  Pferden aus unserer Zucht wird die Ausbildung im Alter von 3 bis 4  Jahren mit Bodenarbeit begonnen und zunächst die Grundausbildung vorgenommen! Für diese Grundausbildung werden ca. 6 Wochen benötigt. Danach kann dann die Grundausbildung in der klassischen Gardian-Reitweise, welche idealer Weise zusammen mit dem jeweiligen Käufer erfolgt, vorgenommen werden. Die Pferde verbleiben während der Ausbildung in unserem Herdenverbund in ihrer gewohnten Umgebung.

Die  Reiterinnen und Reiter erhalten dann ebenfalls eine Grundausbildung in der  Gardian-Reitweise, damit sie die Ausbildung der Pferde dann selbstständig weiter fortführen können.



 

Die Ausbildung umfasst selbstverständlich auch Dressurübungen,  welche bei jeder Arbeitsreitweise unerläßlich sind.

Seht Euch mal die folgenden Videos auf Youtube an, die "Julie" auf dem Camargue-Turnier 2013 mit ihrem "Unsol de la cabane" zeigen und Ihr werdet feststellen, dass diese Reitweise auch ohne jeglichen "Druck" mit einem jungen Pferd möglich ist:


und


Weitere Informationen über die Ausbildung in der Gardian-Reitweise geben wir Ihnen gerne in einem Informationsgespräch oder einem Schnupperkurs. Rufen Sie einfach mal an!



Kontaktdaten:

Bernhard F. Franke
Kirchspiel 2-3
65391 Lorch im Rheingau
Tel.: +49 (0) 6726 812086
Mobil: +49 (0) 170 317 3999
eMail:
bernhard.franke@lecamargue.de

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