Das "Signing" der Signalreitweise
Bei dieser Reitweise ist die "Sprache" zwischen Reiter/in und Pferd das sogenannte "Signing" - also das "Zeigen" oder "Zeichen" für das Pferd, um ein bestimmtes Verhalten beim Reiten oder auch nur im Umgang mit diesem unserem Freund und Partner einzuleiten bzw. zu erreichen. Diese "Sprache" ist im wahrsten Sinne des Wortes also im wesentlichen "sprachlos" oder "lautlos"! Die Kommunikation erfolgt in erster Linie durch Hand- oder Körperzeichen und nur in ganz geringem Umfang mit einer Stimm- oder Lautgebung. Diese sollte auch immer relativ leise und gleichzweitig in Verbindung mit dem nicht akustischen "Signing" erfolgen.
Das Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd ist bei der Signalreitweise nicht auf eine permanente Kommunikation ausgelegt, d. h., der Reiter soll keine andauernde Hilfengebung auf das Pferd ausüben. Dies ist insbesondere bei Reitanfängern oder Reitern mit geringerer Übung von Vorteil, denn die Signalreitweise erfordert keine permanente Zügelhilfe, so dass der Reiter sich im wesentlichen auf seinen Sitz und seine Körperhaltung konzentrieren kann, ohne ständig mit der Zügelanlehnung beschäftigt zu sein. Für Reitschüler ist diese Reitweise mit ihren wenigen und klaren Hilfen leicht verständlich und gut umzusetzen. Der unsichere Reiter kommt dabei auch nicht in die Situation, das Pferd durch einen andauernden und oftmals undifferenzierten Zügelzug zu stören und zu verunsichern.
Die Gardian-Reitweise ist eine reine Signalreitweise
Wie
alle Arbeitsreitweisen, ist die Gardian-Reitweise eine reine
Signalreitweise. Im Gegensatz zur "englischen Reitweise" wird bei der
Gardian-Reitweise, wie auch bei allen anderen Arbeitsreitweisen, dem
Pferd nur dann eine Hilfe gegeben, wenn eine Änderung
seines Bewegungsablaufes durch den Reiter gefordert wird.
Wenn man sich vor Augen hält, dass die Gebrauchsreiterei immer ein bestimmtes Tätigwerden - also ein Arbeiten - mit dem Pferd bedeutet und dies über einen langen Tageszeitraum erfolgen muss, kann nachvollziehen, dass hier eine ständige und beidhändige Zügelführung völlig unangebracht ist. Nicht nur für den Reiter, der eine Hand als Arbeitshand benötigt, wäre eine beidhändige Zügelführung nicht möglich, sondern auch für das Pferd würde ein ständiges "Anlehnen" an die Zäumung eine unnötige Belastung und Einschränkung seines Bewegeungsablaufes bedeuten.
Die Besonderheiten des Signalreitens ist das "Signing" - die Sprache zwischen Reiter und Pferd
Das
besondere am Signalreiten ist also, dass der Reiter immer nur dann auf
das Pferd durch Hilfen einwirkt, wenn er dem Pferd eine Aufforderung
geben möchte. Das "Signing" - also das "Zeichen" ist die kurze und eine Reaktion beim Pferd auslösende Hilfe - die immer sofort wieder zurückzunehmen ist, wenn die gewünschte Reaktion des Pferdes eingetreten ist. Damit steht auch für das Pferd das "Erfolgserlebnis" im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Signal!
Im Gegensatz zur englischen Reitweise, bei der das Pferd ständig unter Anlehung mit dem Reiter steht,
hat das Signalreiten den überragenden Vorteil, dass der Reiter nur durch
kurze und eindeutige Signale (Impulse) eine "Botschaft" an das Pferd
weitergibt, ansonsten aber keine langen und durchgängigen Hilfen beim
Reiten benötigt. So wird er also zum Beispiel beim Antraben dem Pferd nur einmal
einen feinen Impuls geben und sich danach passiv verhalten.
Zur "Anlehung" hier eine gut verständliche Erklärung:
Das Missverständnis mit dem Wort "Anlehnung"
Hier wird die Bedeutung auch so aus der Sicht eines Pferdes beschrieben:
"Es gibt ja wirklich tolle Wörter – Möhre zum Beispiel, oder Feierabend. Auch Leckerchen oder Braaav hört sich (in meinen Ohren zumindest) sehr gut an. Anlehnung klingt erstmal auch schön – nach Kuscheln und Vertrauen und so. Tatsächlich ist es ja auch so, dass man sich irgendwo anlehnt und darauf vertraut, dass die Wand nicht umfällt. Oder das andere Pferd, mit dem man gerade Fellpflege betreibt. Zum Beispiel ;) Beim Reiten hat das Wort Anlehnung eine zusätzliche Bedeutung – es bezeichnet die Verbindung zwischen meinem Maul und der kleinen krampfigen Hand der Frau. Ich finde das total unlogisch. Tatsächlich lehnt sich ja keiner von uns beiden irgendwo an, sondern die Frau hält sich schlicht und ergreifend an den Zügeln fest. So. Das musste jetzt mal gesagt werden. "
Damit
wird auch klar, warum die Signalreitweise eigentlich ohne das Wort "Anlehnung" auskommt.
Auch bei der Ausbildung
junger Pferde ist es äußerst hilfreich und sinnvoll, das Wort "Anlehnung" aus dem Sprachschatz des Reiters zu entfernen und statt dessen die jungen Pferde nur mit klaren und deutlichen "Signalen" auszubilden. Gerade junge Pferde
können so auf leichteste Hilfen ausgebildet werden und damit die Grundlage für
eine solide Ausbildung geschaffen.
Alle Pferde, die in der
Signalreitweise ausgebildet und geritten werden, verfügen in der Regel
über die erforderliche Lockerheit und Sensibilität, die gerade auch bei
Freizeitreitern gewünscht ist.
Bei der Signalreitweise sind die Pferde also immer nur dann unter Anspannung, wenn der Reiter kurze und eindeutige Hilfen
gibt. Im übrigen bewegen sich die Pferde dann unter dem Sattel
durchgängig und gelassen, so dass sie auch ihr Gleichgewicht besser unter
Kontrolle bringen können. Die Pferde können sich bei den Impulshilfen
der Signalreitweise freier ausbalancieren und ins Gleichgewicht
gelangen.
Es wird damit auch deutlich, dass gerade bei jungen und in Ausbildung befindlichen Pferden diese Reitweise vorzuziehen ist.
Sie bildet auch für spätere Dressur- oder Springpferde die beste
Voraussetzung, dass diese Pferde durchgängig und locker ihr Gleichgewicht
finden, ohne den nervlichen Belastungen einer ständigen Anlehnung
ausgesetzt zu sein.
Auch für Distanzpferde bietet das
Signalreiten beste Voraussetzungen, denn der natrürliche Bewegungsablauf des Pferdes wird dabei weitgehendst erhalten und nicht eingeschränkt. Damit wird das Pferd auf langen
Ritten entlastet und geschont.
Die
Signalreitweise sollte aber auch konsequent und eindeutig Anwendung
finden und die Hilfen stets kurz und eindeutig gegeben werden. Der
Reiter sollte das Pferd daher nicht "an den Zügel stellen" und absolut
vermeiden, an den Gebisszügeln zu ziehen, um so einen Druck auf das
Pferdemaul für die Kopfstellung auszuüben.
Auch
sollte der Signalreiter "unklare" Hilfen durch Ziehen am Gebisszügel
stets vermeiden, wenn er die Vorteile der Signalreitweise erreichen
möchte. Die Hilfen sollten immer klar und eindeutig sein, damit Reiter
und Pferd sich auch "eindeutig verstehen"!
Die Vorteile für die Freizeitreiterei
Ebenfalls kann der etwas ungeübte Freizeitreiter daher mit der Signalreiweise auch gute oder sogar beste Ergebnisse erzielen, denn diese Reitweise ist sowohl für Reiter und auch Pferd einfach zu verstehen. Sie basiert schließlich auf den natürlichen Bewegungsabläufen des Pferdes und der Jahrhunderte langen Erfahrung und Tradition der Gebrauchsreiterei.
Man muss die Theorie und Philosophie dieser Reitweise allerdings verinnerlichen, um die Vorzüge auch wirklich umsetzen zu können.
Die sogenannte "Westernreitweise" kennt den Begriff des "signal riding" ebenfalls, wenn auch die klassische und konsequente Signalreitweise im Bereich "Westernreiten" nicht immer eindeutig vertreten und praktiziert wird.
Zusammenfassend kann nochmals festgestellt werden:
- Das Signalreiten ist einfach und effizient.
- Es ist auch für weniger geübte Reiter leicht und erfolgreich zu bewältigen.
- Die Hilfen werden kurz und deutlich und damit auch für das Pferd eindeutig gegeben.
- Der
Reiter kann sich auf diese kurzen Hilfen konzentrieren und muss nicht
ständig "das Pferd arbeiten", um ein Erfolgserlebnis für sich und das
Pferd zu erreichen.
- Die Pferde reagieren auf leichteste, nur impulsartige Hilfen ohne permanente Zügelanlehnung und haben bei jedem Vollzug der Hilfen ein unmittelbares Erfolgserlebnis.
- Die
Signalreitweise ist für Freizeitreiter eine der besten Voraussetzungen,
das Pferd auf sichere Weise unter absoluter Kontrolle zu haben
Bei allen bekannten Arbeitsreitweisen sind die Impulshilfen des Signalreitens Grundlage der Ausbildung von Pferd und Reiter. Dabei sollte diese einfache - man kann auch sagen "primitive" Reitweise - nicht mit "Worten und weitergehenden Begriffen" von "Ausbildern und Heilsbringern" (Gurus) überfrachtet werden.
Es ist also ganz einfach, wenn man die Philosophie der Signalreitweise versteht und die bewährten Traditionen der Arbeitsreitweisen befolgt!
Die "Philosophie" der Signalreitweise ist auch keinesfalls ganz neu. Schon in historischen Zeiten wurde dies erkannt und wie folgt beschrieben:
" Mit den Reiterhilfen auszusetzen und das Pferd in "Freiheit auf Ehrenwort" zu entlassen wenn es alles richtig macht, ist der Schlüssel zur feinen Reitkunst. " *) François Robichon de la Guérinière (* 1688; † 1751)
Seht Euch mal die folgenden Videos auf Youtube an, die "Julie" auf dem Camargue-Turnier 2013 mit ihrem "Unsol de la cabane" zeigen und Ihr werdet feststellen, dass diese Reitweise auch ohne jeglichen "Druck" mit einem jungen Pferd möglich ist:
und
Weitere Informationen über die Ausbildung in der Gardian-Reitweise geben wir Ihnen gerne in einem Informationsgespräch oder einem Schnupperkurs. Rufen Sie einfach mal an!