Camarguesättel, Ausrüstung und Zubehör

Die Ausrüstung zur Reitweise der Gardians hat sich durch lange Tradition über viele Jahrhunderte entwickelt. 

Heute wird das Camargue-Pferd  von den traditionsbewussten Reitern  ausschließlich mit dem Sattel der Gardians geritten, welcher seinen Ursprung auf die mittelalterlichen Turniersättel der Ritter zurückführt. Insbesondere die "Gardians", die Südfranzösischen Stierhirten, pflegen  diese Tradition und benutzen diesen für die Arbeitsreitweise absolut zweckmäßigen Sattel. Aber auch die traditionsbewussten Freizeitreiter und Reiterinnen benutzen fast ausschließlich diesen bequemen und vor allen Dingen sicheren Sattel mit ihren schnellen und wendigen Camargue-Pferden.

Der Gardian-Sattel - "Selle gardiane" oder auch "Selle camargue" - "selle camarguais" genannt, wird - wie bereits unter   "Ausbildung und Reitweise"  dargelegt -  grundsätzlich mit einem einheitlichen Sattelbaum gefertigt und es werden  nur die Maße des Reiters bei der Herstellung des Sattels vorgegeben oder  berücksichtigt. Die Sättel der Gardians mit ihren hohen Vorder- und Hinterzwieseln sind den Sätteln der mittelalterlichen Reiter (Ritter) ähnlich. Diese sind im übrigen ursprünglich den Sätteln der Hunnen nachempfunden, denn diese haben den Sattel bereits in ihren Reiterheeren gegen die Römer eingesetzt. Die Römer erkannten die Vorteile dieser Sättel insbesondere bei den Bogenschützen, die blitzschnell und äußerst beweglich die etwas schwerfälligeren Reiter der Römer angriffen und diesen ziemlich überlegen waren.

Der Sattel mit seinerm einheitlichen Sattelbaum und  seiner hohen und breiten Polsterung ist so konstruiert, dass er im Prinzip auf jedes "normal" gebaute Camargue-Pferd passt. Ausnahmen bilden lediglich sehr kleine und schmale Camargue-Pferde oder solche, die über eine Widerristhöhe von mehr als 145 cm hinausgehen und damit auch wesentlich kräftiger und breiter gebaut sind. Bei diesen Pferden können die Sattelbäume leicht  angepasst werden, d.h, bei der Herstellung kann in diesen Fällen die Breite des Sattelbaumes etwas variiert werden. Auch die Reiter des Hunnenkönigs Attilla hatten nur einheitliche Sattelbäume, denn sie verfügten stets über Ersatzpferde bei ihren kriegerischen Auseinandersetzungen, so dass ihr persönlicher Sattel auf alle zur Verwendung kommenden Pferde passen musste.

Leider wird häufig von Reitern anderer Reitstile oder auch Sattlern behauptet, die Sättel der Gardians würden nicht auf das jeweilige Pferd passen.

Diese Einschätzung beruht jedoch auf Unwissenheit über Kunstruktion und Wirkungsweise dieser speziellen Sättel. Auch wird von diesen Sattlelherstellern und selbsternannten "Experten" immer wieder behauptet, "nur ihr Sattel sei der einzig richtige für Ihr Pferd"! Dabei kann man sehr leicht fetststellen, dass jeder dieser Sattelanbieter eine andere Meinung vertritt und selbstverständlich nur sein Sattel der einzig richtige für Ihr Pferd ist. Von diesem "Verkaufsargument" sollten Sie sich jedoch nicht beeinflussen lassen, wenn Sie Ihr Camargue-Pferd in der tradtionellen Reitweise reiten möchten.

Der Sattelbaum des Gardian-Sattels mit speziellen Polsterung des Sattelbaumes berücksichtigt in  besonderer Weise die rassetypische  Sattellage des Camargue-Pferdes und die besonderen Anforderungen der Gardian-Reitweise.

Die hohe und besonders breite und lange Polsterung des Gardian-Sattels ermöglicht quasi ein automatisches Anpassen des Sattels durch die hohe Freiheit des Rückgrades und die breite und lange Auflage des gepolsterten Sattelbaumes auf dem Pferderücken.  Die Polsterung des Sattelbaumes liegt dabei in der Form eines auf den Kopf gestellten "V" so auf den "Rippen" des Pferdes, dass damit das Rückgrad des Pferdes nicht  unmittelbar  belastet wird. Auch werden diese Sättel recht nahe am Widerrist positioniert.

Gleichzeitg bietet alleine dieser Sattel dem Reiter die Möglichkeiten, seinen Sitz damit dem gewünschten Reitstil der Arbeitsreitweise optimal anzupassen.

In der Turnierdieziplin "Working Equitation" sind nur Sättel vorstellbar, die den Anforderungen einer "Arbeitsreitweise" entsprechen. Hier können neben den Sätteln der Gardians auch die spanischen "Vaquera-Sättel" sowie die sehr ähnlichen portugischen Arbeitssättel genannt werden. Ebenfalls selbstverständlich auch die "Westernsättel" in ihren verschiedenen Ausführungen und letztendlich auch die südamarikanischen Sättel der Gauchos oder auch die australischen Stocksättel. Alle diese Sättel haben eines gemeinsam: Sie sind für die jeweilige Arbeitsreitweise und die in diesen traditionellen Arbeitsreitweisen verwendeten Pferderassen konzipiert und sie bieten dem Reiter den in dieser Reitweise erforderlichen Halt und tiefen Sitz im Sattel, um die gestellten Anforderungen der Arbeitsreitweise zu gewährleisten. Unsinnig und dem Reitstil einer Arbeitsreitweise entgegenstehend ist jedoch die Verwendung von Vielseitigkeitssätteln in der Turnierdisziplin "Working Equitation".

Aus der Tradition, dass die Gardians der Camargue stets mehrere Pferde im Beritt haben und die unterschiedlichen Jahrgänge ihrer Camargue-Pferde gleichzeitig ausbilden, wurde der Sattel der Gardians entwickelt. Er musste die Anforderung erfüllen, daß der Gardian mit einem Sattel,  nämlich  "seinem persönlichen Sattel"  die unterschiedlichen Camarguepferde in Beritt nehmen kann.

In der Camargue reiten heute ca. 5000 Reiter ihr Camargue-Pferd mit diesem traditionellen Sattel ohne Probleme, so dass dies sicher Beweis genug ist, diese Sättel für jedes "normal" gebaute Camargue-Pferd als optimal in Passform und Anforderung zu bezeichnen. Für sehr große und "massige" Camargue-Pferde, welche nicht ganz dem "Urtyp" dieser Rasse entsprechen, wird mittlerweile von den Sattlern in der Camargue auch ein etwas "weiterer" Sattelbaum angeboten. Die Sattler sprechen hier auch von der "taille allemande", da von den Reitern  in Deutschland oftmals diese weiteren Sattelbäume gefordert werden.

Bei einem Camargue-Sattel wird immer die  typische Satteldecke der Gardians mit dem braun/weiß karierten Wollfilz benutzt. Diese sollte allerdings möglichst mit doppelter Filzeinlage  ausgeführt sein, um einen optimalen "faltenfreien" Sitz zu gewährleisten. Immer sollte die Satteldecke an der Unterseite mit einem "wasseraufnehmendem" Baumwollgewebe ausgestattet sein, welches den Pferdeschweiß aufnimmt. Ausführungen mit "wasserabweisender" Eigenschaft, wie Segeltuch oder gar Neopren sollten dabei absolut tabu sein, denn mit diesen Materialien bildet sich zwischen Satteldecke und Pferderücken ein Wasserfilm, der ein Verrutschen  des Sattels zur Folge hat, ähnlich dem sogenannten "Aquaplaning" beim Autoreifen.

In dem folgenden Link können Sie sich zunächst einmal einen kurzen Überblick verschaffen, wie diese Sättel in der Praxis heute eingesetzt werden. Leider wird dies in diesem Film nur auf Französisch kommentiert. Dennoch eine interessante Einführung!

Klicken Sie wie folgt unter

                                                              Selle gardian

Einen Einblick in die handwerkliche Herstellung dieser wunderschönen und zweckmäßigen Sättel gibt Ihnen mein nachfolgender Link:

Ist dieser Sattel nicht ein Kunstwerk, das alleine schon beim Ansehen Freude macht?

In Memoriam: Leider hat uns Jacque Rech viel zu früh verlassen. Wir denken beim Anblick "seiner" Sättel immer an einen aufrechten und liebevollen Menschen, der mit der Tradition der Camargue und diesen besonderen Sätteln der Gardians tief verbunden war.

Ebenso häufig wird die traditionelle Zäumung der Camargue-Pferde von "Nichtwissenden" in gleicher Weise diskutiert und die Reiterinnen und Reiter der Camargue-Szene erhalten stets "gute Ratschläge" von diesen Reitern anderer Reitstile.  Allerdings stellt sich hierbei immer wieder heraus, dass diese Kritker keine Kenntnis von der Philosophie um die Arbeitsreitweise der Gardians haben und daher überhaupt nicht in der Lage sind, eine objektive Bewertung abzugeben.

Aufgrund der Tatsache, dass die Szene der Camargue-Reiter außerhalb des Ursprungsgebietes nur eine sehr geringe Anhängerschaft  hat - man schätzt  ca. 500  Camargue-Pferde  in Deutschland - , wird diese von den Reiterinnen und Reitern anderer Reitstile gerne als "exotisch" abgetan, ohne sich mit dem Thema "Arbeitsreitweise der Gardians" sachlich und qualifiziert auseinander zu setzen.

Wir können aber glücklicher Weise auf die Erfahrungen vieler Generationen zurückblicken und die heute gebräuchlichen Sättel der Gardian sowie die Zäumung und die weiteren  Ausrüstungsgegenstände als bewährt und optimal geeignet ansehen.

Gerne berate ich Sie und beschaffe Ihnen die Ausrüstung von den anerkannt besten Herstellern aus dem Ursprungsgebiet. Nutzen Sie meine langjährige  Erfahrung und Kenntnis der traditionellen Hersteller.

Lagermäßig können wir  die traditionelle Zäumung sowie sonstiges Zubehör anbieten. Klicken Sie in der Kopfleiste dieser Seite auf "PREISLISTE Sättel und Zubehör". Hier finden Sie eine Aufstellung der traditionellen Ausrüstungsgegenstände, welche für die Gardian-Reitweise unerlässlich sind. Die dort genannten Preise sind Abgabepreise, wie sie von unseren Lieferanten gefordert werden. Wir liefern diese Artikel zu  Versandkosten innerhalb Deutschlands aus.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden die alten Traditionen der Camargue, welche damals bereits langsam verloren gingen,  durch " Marquis Folco de Baroncelli" wieder neu belebt.  Der "Marquis", wie er liebevoll  damals genannt wurde, hat unendlich viel für den Erhalt dieser alten Traditionen in der Camargue getan.  Er wird noch heute von der Bevölkerung und insbesondere auch von den dort seit Jahrhunderten lebenden Zigeunern verehrt.

Dem "Marquis" ist es zu verdanken, dass diese alten Traditionen auch  heute noch gepflegt werden. So trägt der "Gardian" heute eine Hose aus einem einfachen aber sehr dicht gewebten und festen Baumwollstoff (Moleskin), der gemeinhin " als "Maulwurfshaut" oder  (franz.: "peau de taupe") wegen seines leicht samtig-glänzenden Aussehens und seiner Beschaffenheit genannt wird. Der "Marquis" hat auch damals  bei diesen Hosen eine Paspelierung eingeführt, welche von den Uniformen der russischen Armee übernommen wurden, um eine einheitliche Kleidung der Gardians zu erreichen. Auch der berühmte schwarze "Samtsacco" mit den eingefassten Revers wurden damit zusammen mit den schwarzen Hüten der Zigeuner feste Tradition in der Camargue. Daneben aber auch die bunten Hemden der Gardian. Ursprünglich wurden diese Hemden  aus  verschiedenen Stoffresten  der "Indiennes", den bunten Stoffen der aus Indien eingewanderten Sintis zusammengenäht, denn die Gardian waren arm und konnten sich keine "feinen" Hemden aus einem Stoff leisten.

Auch der "Trident" der "Dreizack", der zum Treiben oder zur Abwehr der Stiere einen  Gardian immer beim Aussortieren der Stiere begleitet, wurde damals entwickelt. Heute wird der "Trident" - ähnlich wie die "Garrocha"  bei den Spaniern auch als Ausrüstungsbestandteil der Arbeitsreitweise bei Vorführungen und Turnieren verwendet. 

Auch konnte die Tradtion der Herstellung eines Seiles aus Pferdehaar, dem "Seden"  bis heute erhalten werden. Es ist ebenfalls ein fester Bestandteil der Ausrüstung eines Gardians.

Unter

www.indiennesdenimes.fr

finden sie die modischen Angebote der Firma "Mistral" zu diesem Thema.

Eine weitere schöne Darstellung der Geschichte der "Indiennes" finden Sie unter dem nachstehenden Link

Ein "Sachet" - also einen Beutel für Leckerlies und andere schöne Accessoires finden Sie auch bei Julie unter


Für Touristen gibt es im übrigen vielfältige Angebote rund um das Camargue-Pferd. Eine bekannte Adresse ist die Firma LES AMPHORES in Tarascon. Hier findet man neben den klassischen Artikeln des Camargue-Reiters auch die bekannten Gardian-Sättel. Dies sind allerdings in den günstigen Preisklassen nicht in Europa oder in Frankreich produziert, so daß die Qualität für den wirklichen Kenner nicht geeignet ist. Einige Stücke werden aber auch als französische Produktion angeboten. Mit gewissen Abstrichen in der Anforderung können diese Sättel aus französischer Produktion durchaus ausreichend sein. Klicken Sie auf den nachfolgenden Link, um sich über das umfangreiche Angebot der Firma "LES AMPHORES" zu informieren:

www.sellerietrodeo.com 

Auch in Deutschland kann man einen Sattel fertigen lassen, der sich  an den Original-Sattel der Gardians anlehnt. Hier bietet die Firma "Bentaiga" einen Sattel an, der als "Dressur-Camargue-Sattel" bezeichnet wird. Näheres finden Sie unter

                                                www.bentaiga.com

Einen weiteren  in Deutschland gefertigten Sattel des Typs "Camargue" in unterschiedlichen Ausführungen fertigt die Firma Rieser in Handarbeit.  Die Firma Rieser lehnt sich hierbei sehr stark an das originale Vorbild der in der Camargue üblichen "Gardian-Sättel" an.  Näheres erfahren Sie unter

                                              www.rieser-saddle.de

Aber das Orginal bleibt das Orginal! Für den wahren Traditionalisten bleibt der Orginal-Sattel der Gardians von einem Sattler aus der Camargue das "non-plus-ultra" aller Dinge.

Und hier stelle ich Ihnen einen der wenigen tradationellen Sattler der Camargue vopr, der in einem sehr informativen Beitrag im französischen Fernsehen gezeigt wurde: 


                                                      Sellerie Berti

Wenn Sie dann noch weiteres über den "Marquis" erfahren möchten, klicken Sie den nachfolgenden Link der "Naucion Gardiano" - eine der ältesten und von Marquis Folco de Baroncelli mitbegründeten Organisation zur Pflege der Tradition  - an:

www.nacioun-gardiano.fr  

Aktuelle  Termine über die Festlichkeiten der Camargue finden Sie unter

www.festivalducheval.camargue.fr